Kino im Sprengel
(dt.: Unsere Freiheit; engl.: Fly so far)
von Celina Escher, El Salvador/Schweden 2021, 88 min., O.m.U.
# Zu Gast ist Teodora Vázquez
Im Zentrum des Films steht die Geschichte von Teodora del Carmen Vásquez, die nach einer Fehlgeburt beschuldigt wurde, ihr Kind getötet zu haben und ihrem Weg als Gefangene zur Aktivistin für Frauenrechte.
Der Film zeigt, wie Staaten unter anderem mithilfe der Religion Kontrolle über den Körper der Frau erlangen wollen. (Auch in Deutschland ist laut §218 Abtreibung immer noch verboten!) Ein besonders deutliches Beispiel ist El Salvador, wo nicht nur Abtreibungen, sondern auch Totgeburten kriminalisiert werden.
Zu Beginn des Filmes sitzt Teodora noch im Gefängnis und kämpft um ihre Freiheit. Nach einer Fehlgeburt wird sie wegen Mordes verurteilt. Im Gefängnis schließt sich Teodora mit anderen Frauen zu einer Gruppe zusammen, die das gleiche Schicksal teilen und wie sie selbst bis zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurden.
Als Gruppe der 17 (Las Diecisiete) wurden diese jungen Frauen bekannt, die alle aus armen Verhältnissen kommen und somit alle keine Möglichkeiten einer juristischen Gegenwehr hatten. Teodora kommt nach fast elf Jahren Haft dank der Hilfe der feministischen Bewegung und von Bürgerrechtsorganisationen frei.
Stark und entschlossen kämpft sie weiterhin für die Freiheit der Frauen, die sich noch im Ilopango-Gefängnis befinden, sowie für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach ihrer Freilassung. Im Gefängnis warten die Frauen weiter darauf, dass ihre Urteile überprüft werden.
Mit Nuestra Libertad – Fly so far hat die salvadorianisch-schweizerische Regisseurin Celina Escher einen Dokumentarfilm über die Menschen gedreht, die von dem frauenfeindlichen und gegen die Armen gerichteten System am härtesten getroffen werden. Über einen längeren Zeitraum hatte sie dafür die Gruppe der 17 begleitet und gefilmt. Die Zuschauerinnen werden Zeuginnen einer Geschichte der Möglichkeit von Widerstand und kollektivem Kampf für fundamentale Rechte.
Um die Situation verstehen zu können wird auch denjenigen Konservativen Raum gegeben, die für das totale Abtreibungsverbot unter allen Umständen eintreten.
Der Film begleitet die Aktivistinnen in ihrem Alltag im Gefängnis, gibt ihnen den Raum ihre Geschichten zu erzählen, zeigt wie sie versuchen ihr Leben wiederaufzunehmen nach der Freilassung.
Der Weg der jungen Frauen von Verurteilten und damit Opfern dieses patriarchalen Systems zu Aktivistinnen, deren Kampf im Gefängnis beginnt aber auch danach noch lange nicht beendet ist, ist ein beeindruckendes Beispiel für Selbstbestimmung, Widerstand und Solidarität.
Die Veranstaltung wird von Ventana al Sur organisiert, von der Roten Hilfe Hannover und dem Autonomen Feministischen Kollektiv unterstützt und vom AStA der Universität Hannover gefördert.
Die Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Hannover unterstützt das Zeigen des Filmes im Rahmen der Veranstaltungen zum Internationalen Tag der politischen Gefangenen im Jahr 2023