Kino im Sprengel in Zusammenarbeit mit der Roten Hilfe e.V. Hannover
Unterstützt vom Autonomen Feministischen Kollektiv Hannover
Dokumentarfilm über den Alltag in der Strafanstalt Gotteszell in Baden-Württemberg.
Helga Reidemeister, D, 2001, 104 Min.
Die Soziologin Lisa Schneider wird eine Einführung geben und eine ehemalige Gefangene der Gruppe Solidarity 1803 wird über ihre Erfahrungen berichten
“Niemand ist sicher vor einem Gedanken, der ihn durchzuckt. Niemand kann sagen: Das werde ich nie tun.” Mit diesem Zitat von Marguerite Duras beginnt Helga Reidemeisters Dokumentarfilm über die Justizvollzugsanstalt Gotteszell, dem einzigen Frauengefängnis in Baden-Württemberg.
Reidemeister zeigt den extremen wie zermürbend eintönigen Gefängnisalltag jenseits spekulativer Phantasien. Sie spricht mit verschiedenen Insassinnen: der HIV-infizierten Sexarbeiterin Sylvana, die mit Heroin handelte, mit Marion, die ihren sexuell zudringlichen Arbeitgeber erschlug, und mit Nicole, die durch Brandstiftung den Tod mehrerer Menschen verursachte. Je mehr die Zuschauer über die Hintergründe – oft jahrelanger sexueller Missbrauch – erfahren, desto größer werden die Zweifel an der maßgeblich von Männern bestimmten Rechtsprechung. “Den einzigen Vorwurf, den man ihnen machen kann, ist vielleicht, dass sie zu lange geduldig waren, ertragen haben…” sagt eine Vollzugsbeamtin.
Die Dokumentarfilme der letzes Jahr im November verstorbenen Regisseurin waren immer ein Dialog, von Empathie getragen. Sie kam über ihr Engagement als Sozialarbeiterin zum Dokumentarfilm und zeigte in ihrem Werk, wie politisch das Private ist. – “Ich kann mir Dokumentarfilm ohne die Nähe zu einem oder mehreren Menschen überhaupt nicht vorstellen” (Helga Reidemeister)
In einem Begleittext zum Film heißt es:
“Je mehr das Publikum aber über die Hintergründe, die zur Tat geführt haben – wie jahrelanger sexueller Missbrauch – erfährt, desto größer wird der Zweifel an der Gesetzgebung und an der maßgeblich von Männern dominierten Rechtssprechung”.