Ende Gelände – Werkschutz als Hilfstrupp der Polizei. Werkschutz? Was ist das?

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Neben Bundespolizei, den Polizeikräften der Länder, den diversen “Diensten” wie Verfassungsschutzabteilungen, BND, MAD und wie sie alle heißen, denen eines gemeinsam ist: sie sind Teil des staatlichen Gewaltmonopols und damit  – zumindest theoretisch – der staatlichen, also in Deutschland der parlamentarischen Kontrolle unterworfen, neben diesen allen gibt es auch mehr oder weniger bewaffnete private “Streitkräfte”. Diese treiben meist recht unbemerkt ihr Wesen, Werktätigen sind sie seit Anbeginn ihrer Existenz in der Regel verhasst, ausserhalb der Industrie fast unbekannt. Die Rede ist vom Werkschutz. Wikipedia dazu: “Der Werkschutz vertritt die ihm übertragenen Rechte und gegebenenfalls Pflichten des Besitzers (Unternehmen) und wendet durch seine Arbeit Gefahren und Schaden von ihm ab.” So versucht ein Werkschutz z.B. Industriespionage vorzubeugen, aber der Werkschutz ist auch wichtiger Gegner bei Auseinandersetzungen im Arbeitskampf und ist u.a. dafür geschult, Streiks zu verhindern, zu behindern und zu brechen. Aber auch bei anderen Gelegenheiten greift der Werkschutz ein, wie im Folgenden zu lesen ist. Der Werkschutz kommt selten in der Presse vor, neulich gab es eine Ausnahme:

„Ende Gelände“ im Braunkohle-Tagebau Garzweiler 2019:   Der RWE Konzern schickte  800 Mitarbeiter zur Unterstützung der Polizeiarbeit, er stellte Geländewagen und Busse zum Transport von Polizisten und festgenommenen Demonstranten zur Verfügung. Auch berichteten Augenzeugen und dokumentierten Fotos, dass RWE-Mitarbeiter bzw. der Werkschutz in erheblichem Umfang an der Polizeiaktion und direkt an den oft stundenlangen Einkesselungen von Demonstranten beteiligt waren. Einige dieser Mitarbeiter sollen sogar mit Eisenstangen ausgerüstet gewesen sein. Unter anderem der deutschlandfunk berichtete. und  LINKE fordern rückhaltlose Aufklärung der Zusammenarbeit von Polizei und Werkschutz gegen Klima-Proteste:

„Die enge Zusammenarbeit von Polizei und RWE-Werkschutz gegen die Klima-Proteste „Ende Gelände“ im rheinischen Braunkohlerevier um Garzweiler zeugt von einer neuen Qualität öffentlich-privater Partnerschaft (Public Private Partnership) zur brutalen Durchsetzung von Konzerninteressen. Von der SPD/ Grünen-Landesregierung und dem Innenminister von Nordrhein-Westfalen fordern wir Aufklärung, auf welcher Grundlage dieser koordinierte und unverhältnismäßige Einsatz von Werkschutz und Polizei als Handlanger der Energiemafia erfolgte“, so MdB Hubertus Zdebel, Obmann der Fraktion DIE LINKE im Umweltausschuss und Ulla Jelpke, Innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag und Obfrau für die Linksfraktion im Innenausschuss.

Zdebel, der selbst als parlamentarischer Beobachter vor Ort war, weiter: „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Polizisten in RWE-Geländewagen gemeinsam mit dem betriebseigenen Sicherheitsdienst Jagd auf Demonstrierende gemacht haben. Es muss also weitgehende Absprachen zwischen Polizei und RWE gegeben haben. Laut anderer Augenzeugenberichte ist das Ausmaß der Kumpanei weitaus größer als bislang bekannt. Eine Einkesselungsaktion soll sogar ausschließlich vom Werkschutz vorgenommen worden sein. Klimaaktivistinnen und -aktivisten wurden unter den Augen der untätigen Polizei von Werkschützern mit Eisenstangen bedroht.“

Eine ausführlicherer Artikel zu Thema Werkschutz ist hier zu finden:

Von der Industriepolizei zum Werkschutz – für hoheitliche Aufgaben und Militanz im Inneren

Überschriften des lesenswerten Artikels:

Beispiele für den Einsatz von Werkschutz im Rahmen von „übergeordneten Interessen“

  1. Rheinisch-Westfälische-Energie Konzern (RWE) lässt Protest eskalieren

  2. Kollaboration von VW und der blutigen brasilianischen Militärdiktatur

  3. Die Zerschlagung des Ford-Streiks in Köln 1973

Industriepolizei als Vorläufer des Werkschutzes

Und die Gewerkschaften?

Gemeinsam bemühten sich DGB und Arbeitgeber in den 1970er Jahren um eine neues Image des Werkschutzes

 

Eine Sammlung von Artikeln zu Werkschutz ist beim Labournet Germany zu finden – mit einem umfangreichen Dossier zu Volkswagen Brasilien, zu Ende Gelände 2017 und 2018zum Skandal bei VW Hannover (Verleih-Tochterfirma „Autovision“ läßt Beschäftigten nach Klage auf Festanstellung “wie Verbrecher abführen), zum Gebaren des Werkschutzes bei Daimler Berlin, und einiges mehr

Auch auf der Seiute chefduzen ist einiges zu finden… …