Der Internationale Tag der Politischen Gefangenen 2025 in Hannover

Am 18.03. lief eine kraftvolle und meist auch lautstarke Demonstration zum Internationalen Tag der Politischen Gefangenen durch die Innenstadt von Hannover, vom Kröpcke bis zum Engelbosteler Damm.

Siehe dazu auch den Beitrag auf Radio Flora. Radio Flora hat die Kundgebungen und die Demonstration begleitet und dokumentiert – mit Aufnahmen der Redebeiträge und Bildern.

Dokumentiert sind die folgenden Redebeiträge: von der Rote Hilfe e.V.; von den kritischen JuristInnen; von Mata-Hannover; vom Forum der iranischen DemokratInnen und Sozialist*innen Hannover; über die Situation in Abschiebeknästen; von Ventana al Sur; von der Gruppe Rote Ihme; von den Students for Palestine; über die Situation in Grichenland, von der Gruppe Jugend Kommune, von ATIF und von NAV-DEM

Am Kröpcke war schon ab 17.oo Uhr eine Mahnwache mit einem Stuhlkreis aufgebaut worden.

Auf den Stühlen, die die leeren Plätze symbolisierten, die die Gefangenen hinterlassen, waren Bilder einiger dieser Gefangenen angebraucht – Bilder von Gefangenen aus den USA, aus dem Iran, aus der Türkei, aus Süd- und Mittelamerika, aus Deutschland und weiteren Staaten waren zu sehen. Viele von ihnen sind mit der Todesstrafe bedroht, ihr Leben ist in akuter Gefahr. Viele Menschen blieben stehen und ließen sich über die Situation der Gefangenen unterrichten.

Um 18.oo Uhr dann begann die Demonstration, fast 600 Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Zu Anfang hielt die Rote Hilfe e.V. einen Redebeitrag zum historischen Kontext und der aktuellen Bedeutung des 18.03. (s.u.), daraufhin folgten verschiedene Beiträge zu unterschiedlichen Aspekten von Gefangenschaft, u.a. zu der Situation in den Abschiebegefängnissen. Auf den beiden Zwischenkundgebungen gab es weitere Redebeiträge von den am internationalistischen Bündnis beteiligten Gruppen und Organisationen. Am Klagesmarkt wurde auch ein ein Grußwort des in Uelzen inhaftierten kurdischen Aktivisten Mehmet Çakas verlesen. Hier zum Nachlesen: (https://anfdeutsch.com/aktuelles/mehmet-Cakas-grusswort-aus-der-haft-zum-18-marz-45649)

Auch die Kälte führte dann aber dazu, dass die Demonstration zum Ende hin kleiner wurde, ab dem Klagesmarkt zogen nur noch ca. 200 Menschen weiter in die Nordstadt.

Die meiste Zeit über wurden Parolen gerufen wie „Freiheit für die politischen Gefangenen weltweit“ und Ähnliches. Die Demonstration war damit schon von weitem zu hören.

Lange Jahre ist es her, dass in Hannover eine so internationalistische Demonstration zum 18.03. mit der Beteiligung von Menschen aus so vielen Erdteilen zusammengekommen ist und gemeinsam widerständig und solidarisch für die gefangenen Aktivistinnen und Revolutionärinnen eingestanden ist.

REDEBeitag der Roten Hilfe e.V. Hannover zum Internationalen Tag der Politischen Gefangenen

Liebe Genossinnen, liebe Freundinnen,

Schön, dass ihr alle gekommen seid, um heute am „Tag der Solidarität mit unseren gefangenen Genossinnen und Genossen“ gemeinsam gegen staatliche Repression zu demonstrieren.

Denn in diesen Tagen brauchen wir uns alle, jede Einzelne!

Wir demonstrieren für die Freiheit aller politischen Gefangenen. Wir demonstrieren für alle, die sich nicht abgefunden haben mit Ausbeutung und Armut, mit Antisemitismus und Patriarchat, mit Militarismus und Rassismus.

Wir demonstrieren für alle, die dafür vor die Gerichte gezerrt werden, in die Gefängnisse gesperrt werden, die ihr Leben dabei verloren.

Wir denken an alle, die im Kampf gegen die vorherrschenden Zustände der Welt nicht unter uns sind.

gemeinsam – solidarisch – widerständig

Heute liebe Genossinnen, liebe Freundinnen,

Heute ist der 18. März

Heute, vor vielen Jahren, war der 18. März ein Tag der Ermutigung, war ein Tag der Freude, war ein Tag voller Hoffnung

Der 18. März war ein Tag voller Ermutigung für eine Welt ohne Ausbeutung und ohne Unterdrückung.

Es war der Tag des Beginns der Pariser Kommune.

Die Kommunardinnen beschlossen, die Gesetze seien künftig nicht beachtet, die Gesetze, die uns arm und niedrig halten.

In Deutschland steht der 18. März für ein weiteres, früheres Datum: für den Aufruhr gegen einen Adel, der sich seit den Bauernkriegen sicher fühlte.

Am 18. März 1848 begannen in Berlin die Barrikadenkämpfe des Proletariats gegen den preußischen Staat. Doch dann verbündete sich das Bürgertum mit König und Militär und der Aufbruch wurde blutig niedergeschlagen. Das Bürgertum wurde belohnt mit Nationalversammlung und Verfassung – und später sogar einem Kaiser.

Dieser Kaiser wurde 1871 gekrönt auf den Leichen der Pariser Kommune, die mithilfe der deutschen Truppen besiegt worden war.

Die Rache der Bourgeoisie kostete Zehntausende Menschen das Leben, Zehntausende wurden verurteilt und deportiert.

Der Terror gegen die Besiegten, gegen die Linke, blieb im Gedächtnis.

Deshalb wurde der 18. März „Tag der Pariser Kommune“ genannt und war in der Arbeiterinnenbewegung ein jährlicher Gedenktag.

Die Internationale Rote Hilfe erklärte dann den 18. März zum Tag der Politischen Gefangenen. Am 18. März gingen fortan weltweit Menschen für die Opfer politischer Justiz auf die Straße, beispielsweise für die in den USA zum Tode verurteilten Anarchisten Sacco und Vancetti. So zeigte dieser Tag auch die Möglichkeiten von internationaler Solidarität.

Nachdem der deutsche Faschismus an die Macht gehievt worden war, konnte dieser Tag hier nicht mehr begangen werden.

Heute ist der 18. März ein Tag, an dem wir uns in die Tradition unserer Geschichte stellen – unserer gemeinsamen Geschichte von Solidarität und Widerstand.

Das Vermächtnis der Bauernkriege ist seit genau 500 Jahren nicht eingelöst. Die Toten von 1848 wie von 1871 erinnern uns, dass ein Kampf nur gemeinsam gewonnen werden kann.

Denn in diesen Zeiten brauchen wir uns alle, jede Einzelne!

Wir brauchen uns gemeinsam – Wir brauchen uns solidarisch – Wir brauchen uns widerständig

Wir denken an alle, die im Kampf gegen die heute wie damals unakzeptablen Zustände der Welt nicht unter uns sind. Die sich angelegt haben mit den Machthabenden und sich nicht abgefunden haben mit Ausbeutung und Armut, mit Antisemitismus und Rassismus, mit Militarismus und Patriarchat.

Schön also, dass ihr alle gekommen seid, um heute gegen staatliche Repression zu demonstrieren.

gemeinsam – solidarisch – widerständig

Und ich schließe mit einem Wort von Thomas Meyer-Falk, der 27 Jahre hinter Gittern war und uns demnächst besuchen kommt:

Und so ist der 18. März ein ganz, ganz wichtiger Tag; nicht nur für jene politischen Gefangenen, die an diesem Datum besonders in den Blick genommen werden, sondern er erinnert daran, wofür wir alle, ungeachtet der unterschiedlichen Positionen im Detail, kämpfen, wofür wir streiten, wofür wir leben und wofür wir lieben: Für ein Leben in Freiheit, kreativ, lebendig, voller Abenteuer, voller Begegnungen, Wärme und Anteilnahme.

Dafür brauchen wir uns, auf jede Einzelne von uns kommt es an!

Denn wir brauchen uns gemeinsam – Wir brauchen uns solidarisch – Wir brauchen uns widerständig

Gebt aufeinander acht, lasst euch nicht spalten, helft einander, achtet auf die Schwächsten, bleibt mutig!