Çav Bella – wir nehmen Abschied von Helin Bölek

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İşte bir sabah uyandığımda

Çav bella, çav bella, çav bella Çav, çav, çav…

Elleri bağlanmış bulduğum yurdumun, Her yanı işgal altında

Elleri bağlanmış bulduğum yurdumun, Her yanı işgal altında

Sen, ey Partizan Beni de götür

Çav bella, çav bella, çav bella Çav, çav, çav…

Beni de götür dağlarınıza Dayanamam tutsaklığa

Beni de götür dağlarınıza Dayanamam tutsaklığa

Eger ölürsem ben partizanca

Çav bella, çav bella, çav bella Çav, çav, çav…

Sen gömmelisin ellerinle beni Ellerinle toprağına

Sen gömmelisin ellerinle beni Ellerinle toprağına

Güneş doğacak Açacak çiçek

Çav bella, çav bella, çav bella Çav, çav, çav…

Gelip geçenler diyecek merhaba Merhaba ey güzel çiçek

Gelip geçenler diyecek merhaba Merhaba ey güzel çiçek

 

zu hören ist dieses Lied hier.

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Das Musiker_innenkollektiv Grup Yorum ist Jahren immer wieder Ziel staatlicher Repression. 2016 ging das Lied „Zerbrochene Instrumente“ Kırılan Enstrümanlar um die Welt. Die Musiker_innen spielten dabei nach einer Razzia in ihrem Übungsraum auf den Trümmern der von der Polizei zerstörten Instrumente. Kurz darauf wurden acht aus der Gruppe ins Gefängnis geworfen.

Das Idil Kulturzentrum im Viertel Okmeydanı in Istanbul (İdil Kültür Merkezi) ist in den letzten zwei Jahren mehr als zehn Mal mit Razzien überzogen worden. Instrumente wurden zerstört oder auch gestohlen, Bücher und Noten wurden zerrissen, etc. Insgesamt wurden über 30 Leute verhaftet, die von den Behörden in Zusammenhang mit dem Musikkollektiv gebracht wurden. Einige sind immer noch im Gefängnis.

Der Hungerstreik, der zu einem Todesfasten wurde, richtete sich gegen die Auftrittsverbote der Gruppe; die Streikenden fordern ein Ende der Polizeiüberfälle auf ihre Konzerte wie auf das Kulturzentrum, die Freilassung der inhaftierten Bandmitglieder Bahar Kurt, Barış Yüksel und Ali Aracı, die Beendigung willkürlicher Prozesse und die Annullierung von Fahndungslisten, auf denen weitere Bandmitglieder stehen.

Den Musiker_innen wird vom türkischen Staat Mitgliedschaft in der DHKP-C bzw. „Unterstützung“ vorgeworfen. Diese Organisation ist in der Türkei als „terroristisch“ eingestuft. Trotz dieser behaupteten Verbindung hat die Gruppe eine große Anhänger_innenschaft. Zu den einmal jährlich stattfindenden „Volkskonzerten“ in Istanbul mit freiem Eintritt kamen 2014 1,1 Millionen Besucher_innen. 2015 verbot die Regierung das Konzert mit der „Begründung“, das Konzert »könnte das Volk in Aufruhr versetzen«. Die Gruppe rief dennoch dazu auf. An verschiedenen Orten in der Stadt fanden kleine Konzerte statt von Teilen der Band. Die Botschaft an die Fans lautete: »Es sind eure Balkons, Busse, Arbeitsplätze, Straßen und Viertel – überall, wo das Volk ist, ist ein Konzertgelände von Grup Yorum«. Die Polizei verfolgte die Busse der Fans, es kam zu Straßenschlachten und 54 Festnahmen…

Auch hierzulande findet sich Grup Yorum auf der Verfassungsschutz – Liste und so wird gegen Konzerte der Gruppe von den Behörden auch hier vorgegangen, siehe z.B: Taz vom 28. 11. 2019:

Am 24. November sollte in Köln ein Solidaritätskonzert für die in der Türkei inhaftierten Mitglieder der Band Grup Yorum stattfinden. Im Ezgi Center in Köln-Braunsfeld war die Bühne bereits aufgebaut, die Redner*innen und Musiker*innen waren bereit, als fünf Minuten vor Beginn des Konzerts die Polizei eintraf, mit einer Verbotsverfügung in den Händen. Aus dieser ging hervor, dass das Konzert aufgrund von „illegaler Propaganda für eine terroristische Vereinigung“ verboten worden war und von der Staatsanwaltschaft Untersuchungen eingeleitet worden waren. … Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 ist Grup Yorum immer wieder Ziel von staatlicher Kontrolle geworden. Die Band ist für ihre politischen Songtexte bekannt: Grup Yorum singt über das Massaker von Sivas 1993, über die verunglückten Bergbauarbeiter in den 2000er Jahren und über die Gezi-Proteste von 2013. Insgesamt hat die Band 25 Alben herausgebracht und über zwei Millionen Hörer*innen erreicht.

In den fast 35 Jahren ihres Bestehens wechselten die Bandmitglieder immer wieder. So haben sich drei Generationen herausgebildet, die erste Mitte der 1980er Jahre, die zweite in den 1990ern und schließlich die dritte, die in ihren Liedern die politische Situation in den 2000ern und danach thematisiert. Zum 25-jährigen Jubiläum gab Grup Yorum 2010 vor 50.000 Menschen ein Konzert im Istanbuler İnönü Stadion. Die Musiker*innen traten in Deutschland, Frankreich und England auf. Und genau wie sie überall Sympathisant*innen haben, verfolgen die Verbote sie auch überall hin. … …“

Siehe auch den Artikel von Peter Nowak vom 22.07.2018 im Neuen Deutschland “Innenminister nehmen linke Band ins Visier- Grup Yorum muss Verbot in Deutschland befürchtet werden”:

“… In den Jahren sind zahlreiche angebliche DHKP-C Unterstützer*innen in Deutschland mittels des Paragraphen 129b wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Zu den inkriminierten Tätigkeiten, die ihnen vorgeworfen werden, gehört auch das Organisieren von Grup-Yorum-Konzerten, das Kleben von Plakaten und der Verkauf von Tickets für ihre Auftritte. Seit Jahren werden in Deutschland die Konzerte der Band massiv behindert. Im Ausland lebende Musiker*innen werden an der Einreise nach Deutschland gehindert, Räume werden auf staatlichen Druck gekündigt. In den letzten Jahren wurden Grup-Yorum-Konzerte unter massive Auflagen gestellt. So war es den Veranstalter*innen bei den Konzerten 2016 und 2017 in Fulda untersagt, für das Konzert Eintritt zu nehmen. Selbst für Essen und Getränke durfte kein Geld kassiert werden. Und auch das Sammeln von Spenden war verboten. Die Polizei setzte diese Auflagen konsequent durch. …Auf eine Anfrage der LINKE-Fraktion im Bundestag stellte sich das Bundesinnenministerium ausdrücklich hinter die von den Bundesländern verhängten Auftrittsverbote und Auflagen gegen Grup Yorum. Mit Verweis auf die linke türkische Zeitung »Yürüyüs« sieht das Ministerium die Band fest in die Strukturen der DHKP-C integriert. Die Band unterstütze den »weltweiten revolutionären Kampf« so das Innenministerium. Die innenpolitische Sprecherin der LINKEN, Ulla Jelpke, kritisiert hingegen, dass das Bundesinnenministerium nicht belege, wo die Übereinstimmungen zwischen Grup Yorum und DHKP-C liegen. Im Gegensatz zu Konzerten rechtsextremer Gruppen werde auf Konzerten von Grup Yorum »nicht gegen andere Menschen gehetzt, sondern zu Völkerverständigung aufgerufen«.“

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Helin Bölek und Ibrahim Gökçek waren vor einem Jahr bei einer Razzia im Istanbuler Idil-Kulturzentrum von der Polizei festgenommen worden. Auch ihnen wurde Mitgliedschaft in der DHKP-C vorgeworfen. Bölek kam im November 2019 frei, Gökçek am 24. Februar. Türkische Solidaritätsgruppen berichten damals, dass die Polizei die Verhafteten foltere und der Musikerin Helin Bölek Rippen gebrochen habe. Die Grup-Yorum-Mitglieder seien in den Hungerstreik getreten, um zu erzwingen, dass sie vor Gericht gestellt werden anstatt in den Gefängnissen des AKP-Regimes zu verschwinden. Hungerstreiks, vor allem in den Gefängnissen, haben eine lange Tradition in der türkischen und kurdischen Linken – ein Versuch angesichts staatlicher und wirtschaftlicher Übermacht einen kleinen Teil Selbstbestimmung zurückzugewinnen und Aufmerksamkeit über die gesellschaftlichen Zustände zu schaffen..

Im März 2020 wurden Ibrahim Gökçek und Helin Bölek aufgrund ihres Hungerstreiks gewaltsam von der Polizei zur Zwangsernährung in ein Krankenhaus gebracht. Böleks Bandkollege Ibrahim Gökçek ist seit dem 17. Mai 2019 im Hungerstreik. Erst nach sechs Tagen durften sie die Klinik wieder verlassen.

Vor zwei Monaten war Helin Bölek noch stark genug, sich zu erklären: „Wir Mitglieder der Grup Yorum sind seit 226 Tagen im Hungerstreik. In den letzten zwei Jahren sind fast alle Mitglieder der Gruppe ohne Beweise und aufgrund anonymer Denunziationen verhaftet und mit Strafandrohungen von bis zu zehn Jahren vor Gericht gestellt worden. Als Beweis wird außer anonymen Aussagen nur ein Album von uns angeführt – ein Album, das ganz legal und unter Aufsicht des Kulturministeriums erschienen ist und in allen Musikläden verkauft wurde, das keinen Straftatbestand erfüllt.““ so Susanne Güsten in einem Beitrag im Deutschlandfunk.

 

Am Freitag, 03. April starb Helin Bölek in ihrer Wohnung im Istanbuler Stadtteil Sariyer. Sie starb am 288. Tag ihres Hungerstreiks mit 28 Jahren.

Helin Bölek war noch nicht geboren, als Grup Yorum gegründet wurde, aber in den letzten Jahren gehörte sie zu ihren sichtbarsten Mitgliedern.

Grup Yorum – e

Anısına – Dağlara Gel Dağlara

SELMA ALTIN

KEÇE KURDAN

Bir görüş kabininde

 

Streit und Kampf Erich Mühsam, Juli 1920

Nicht nötig ist’s, nach Schritt und Takt

gehorsam vorwärts zu marschieren.

Doch wenn der Hahn der Flinte knackt,

dann miteinander zugepackt

und nicht den Nebenmann verlieren!

Schlagt zwanzig Freiheitstheorien

euch gegenseitig um die Ohren

und singt noch hundert Melodien –

doch gilt es, in den Kampf zu ziehn,

dann sei der gleiche Eid geschworen!

Aktionsprogramm, Parteistatut,

Richtlinien und Verhaltungslehren –

schöpft nur aus allen Quellen Mut!

Ein jedes Kampfsystem ist gut,

das nicht versagt an den Gewehren!

Darum solang kein Feind euch droht,

verschont einander nicht mit Glossen.

Doch weckt euch einst der Ruf der Not,

dann weht das einige Banner rot

voran den einigen Genossen!

Denn:

“An den Kerkertoren, vor den Käfiggittern unserer Gefangenen hat der Bruderzwist zu schweigen, da gilt es den revolutionären Kampf aller, die ihre Genossen unter den Justizopfern wissen, aller, die aller gefallenen Revolutionäre in Dankbarkeit gedenken. Einigung des revolutionären Proletariats zu diesem Kampfe, vorerst nur zu diesem – das bedeutet Rote Hilfe.” Der Rote Helfer 4/1927, zit. nach Brauns, „Schafft Rote Hilfe!“, Bonn 2003, S. 75

cDer Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V schreibt:

Nach 288 Tagen im Hungerstreik ist die Sängerin und linke Aktivistin Helin Bölek gestorben.

Mit ihrem Hungerstreik protestierte sie gegen die Verhaftungen von Band Mitgliedern der populären linken Musikgruppe Grup Yorum, der sie angehörte. Seit Jahren ist das Kulturzentrum der Band Ziel von staatlichen Angriffen, ihre Auftritte sind verboten.

Auch in der BRD werden die Konzerte seit Jahren von den Repressionsorganen behindert oder wie zuletzt in Köln polizeilich untersagt, weil der Gruppe vorgeworfen wird, der Revolutionären Volksbefreiungspartei – Front (DHKP-C) anzugehören.

Die Formation besteht bereits seit über 30 Jahren. In ihren Liedern in verschiedenen Sprachen ergreift Grup Yorum Partei für die Unterdrückten und kämpfenden linken sozialen Bewegungen.

Wir sind traurig und wütend über den Tod von Helin Bölek und sprechen den Angehörigen, Freund*innen und Genoss*innen unser Mitgefühl aus. Es ist schwer zu begreifen, wie eine junge Genossin im Hungerstreik ihr Leben opfert, um auf die zutiefst repressive Situation in der Türkei aufmerksam zu machen. Dies ist Ausdruck der Unterdrückung aller kritischen Stimmen in der derzeitigen Türkei unter dem Erdogan-Regime. Die Kriminalisierung von Grup Yorum muss endlich ein Ende haben, sowohl in der Türkei, als auch in Deutschland.

Wir fordern die Erfüllung ihrer Forderungen, auch um weitere Todesopfer der weiter im Hungerstreik befindlichen Aktivist*innen zu verhindern und solidarisieren uns mit der Kampagne ‚Lieder kennen keine Verbote‘, mit der Bandmitglieder im Exil hierzulande für ihr Recht auf Kunstfreiheit streiten.“, erklärt Anja Sommerfeld, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.“ 06.04.20

 

Ein Dossier zur Repression gegen Grup Yorum ist hier auf labournet zu finden.

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