Buchmesse in Frankfurt – Solidarität mit dem Mezopotamien Verlag – Solidarität verbindet

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Angesichts des über Rojava hereinbrechenden Schreckens weisen wir euch auf eine kleine Möglichkeit der Solidarität hin:

Solidarität verbindet

Spendenkonto:
Verein z. Förderung kurdischer Kultur e.V. i.Gr.
IBAN: DE78430609671011121400
Verwendungszweck: Edition Mezopotamya

Zwischen dem 8. und 10. März dieses Jahres wurden der „Mezopotamien Verlag“ und der Musikversand „Mir Multimedia“ verboten.

Die deutsche Justiz folgt dem Beispiel, welches der Herr Erdogan in der Türkei im Umgang mit ihm Unliebsamen vorgibt: Das Verbot beruft sich auf einen Verdacht. Der Verdacht lautet: der Verlag finanziere die PKK. Beweise braucht das erst einmal nicht.

Wie schnell solch ein Verdacht zusammenbricht, haben wir in Hannover im Umgang mit dem UJZ Kornstrasse, den Razzien aufgrund eines Verdachts erlebt. Der Verdacht lautete: das UJZ unterstütze die PKK durch Vertrieb von Material sowie Vermietung von Räumen. Was ausgemachter Quatsch war und ist und nie auch nur ansatzweise bewiesen werden konnte.

Ohne irgendetwas bewiesen zu haben wurden– ganz nach Erdogan – tonnenweise vollkommen legale Bücher und CDs der nun beschuldigten Verlage beschlagnahmt.

Etwa 50.000 Gegenstände beider Verlage wurden konfisziert, die Räume wurden versiegelt. Dabei handelt es sich um den gesamten Bücherbestand, Musik-CDs, Archivmaterial, ein einzigartiges Archiv mit weltweit gesammelten 500.000 kurdischen Liedern, Instrumente, Geräte aus dem Tonstudio sowie technische Ausrüstungen. All das wurde als Besitz einer „Teilorganisation der PKK“ beschlagnahmt. Mit diesem Konstrukt kann ein Kochbuch genauso aus dem Verkehr gezogen werden, wie Kindermärchen oder klassische Musik.

In der Begründung des Innenministeriums für diese Maßnahme wird also beiden Firmen unterstellt, Unterorganisationen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zu sein. Das Innenministerium sagt damit, dass die Herausgabe und der Vertrieb von Schriften zu politischer Theorie, über Feminismus, zu Geschichte und Kultur, von Kinder- und Jugendbüchern, von Gedichtsammlungen, von Lehrbüchern der kurdischen Sprache, von Klassikern der Weltliteratur von Dostojewski bis Zweig kriminell sei. Das Innenministerium sagt damit, dass die Herausgabe bzw. der Vertrieb von Büchern von Mehmet Uzun, Yaşar Kemal, Orhan Pamuk, Elif Şafak, Aslı Erdoğan, Abdullah Öcalan, Selahattin Demirtaş und Amin Maalouf in kurdischer, türkischer und deutscher Sprache kriminell sei – Bücher von kurdischen und türkischen Autoren also, die in der Türkei verfolgt werden. Denn das sei ein Verstoß gegen den im Grundgesetz verankerten Gedanken der Völkerverständigung, so allen Ernstes der absurde Vorwurf des Innenministeriums.

Die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag Simone Barrientos befragte die Bundesregierung nach dem Verbot der kurdischen Verlagshäuser. Auf fast alle Fragen antwortet die Bundesregierung mit nichtssagenden Floskeln und ausweichend. In einem Punkt wird sie jedoch überraschend klar, indem sie behauptet, MIR-Musik sei von der „PKK-Europaführung“ gegründet worden, um „einen kurdischen Musikmarkt zu entwickeln und diesen im Sinne der PKK nutzbar zu machen.“

Das Recht von einer Million in Deutschland lebenden kurdischstämmigen Bürgerinnen und Bürgern, ihre Sprache, Kultur und Geschichte zu pflegen und auch die Möglichkeit einer kritischen Öffentlichkeit auf Information und Bildung werden damit mit Füssen getreten.

Das ist Zensur, die über eine Kriminalisierung eines gesamten Verlages die Presse-, Medien- und Meinungsfreiheit aushebelt. Keines der Bücher des Mezopotamien Verlags, keine einzige CD des Musikverlages ist in der Vergangenheit in Deutschland verboten oder auch nur in irgendeiner Weise beanstandet worden. Dennoch wurden sie tonnenweise beschlagnahmt.

Wir verurteilen das Vorgehen der Behörden und fordern die sofortige Rückgabe aller Materialien zur uneingeschränkten Verfügung des Verlags und Musikvertriebs. Der jetzt folgende Prozess, bei dem nicht klar ist, ob die Geschäftstätigkeit überhaupt wiederaufgenommen werden kann, wird lange dauern. Wir fordern ein sofortiges Ende der Kriminalisierung der kurdischen Bewegung und eine Aufhebung des Verbots ihrer Organisationen.

Einige Verlage, u.a. Unrast (D), Mandelbaum (A) und Edition 8 (CH), haben sich zusammengetan, um die Bücher des Mesopotamien Verlages wieder zugänglich zu machen. Die Liste der Mitherausgeber_innen ist lang.

Die Anzahl der tatsächlich wieder aufgelegten Titel wird von der Höhe des zur Verfügung stehenden Betrages abhängig sein. Finanziert wird dieses Projekt gegen Zensur und für die Publikationsfreiheit aus Spenden.

Aus dem Buchverkauf rücklaufendes sowie ggf. überschüssiges Geld soll einem Solidaritätsfonds für die Prozesskosten des Mezopotamien Verlags und des MIR Musikvertriebs zur Verfügung gestellt werden. Denn die beiden Verlage unternehmen selbstverständlich rechtliche Schritte gegen ihr Verbot. Wir bitten also um Spenden….

Die Heuchelei der deutschen Regierung könnte nicht größer sein, als in Absprache mit dem Erdogan-Regime zum Schlag gegen kurdische Medien auszuholen, während deutsche Panzer unter dem Kommando des NATO-Verbündeten Türkei ein Blutbad in Rojava verüben. Dies ist die Form der Völkerverständigung, die für die große Koalition rechtens und legal ist.

Siehe auch: https://rotehilfehannover.systemausfall.org/de/node/144

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Und das Dossier des Labournets dazu mit einer Vielzahl von Artikeln…2

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Gegen Zensur, für Publikationsfreiheit – Spendenaufruf ›Edition Mezopotamya‹

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freund*innen, 

wir rufen zu Spenden für ein Solidaritätsprojekt gegen Zensur und für die Publikationsfreiheit auf: Für die Wiederveröffentlichung von beschlagnahmten (jedoch nicht verbotenen) Büchern sind wir auf solidarische Spenden angewiesen. Es geht um den von Bundesinnenminister Horst Seehofer verbotenen kurdischen Mezopotamien Verlag.

Am 12. Februar 2019 ist der Verlag, ebenso wie der benachbarte MIR Musikvertrieb verboten worden. Beiden wird unterstellt, Unterorganisationen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zu sein. Der Mezopotamien Verlag hat Bücher in verschiedenen Sprachen zu kurdischer Geschichte, zur kurdischen Frauenbewegung, die Schriften von Abdullah Öcalan sowie Romane, ein Sprachlehr- und ein Wörterbuch, Kinderbücher und vieles mehr veröffentlicht. Außerdem hat der Verlag Bücher auf Türkisch und Kurdisch aus anderen Verlagen vertrieben, darunter viele Klassiker der Weltliteratur.

Keines dieser Bücher des Mezopotamien Verlags ist in der Vergangenheit in Deutschland verboten oder auch nur in irgendeiner Weise beanstandet worden. Dennoch wurden sie tonnenweise beschlagnahmt, ebenso die Bücher aus den anderen Verlagen – so dass sie für den Buchhandel und die Leser*innen nicht mehr erreichbar sind. Das werten wir als Zensur durch die Hintertür.

Die wichtigsten der deutschsprachigen Titel des Mezopotamien Verlags sollen nun als »Edition Mezopotamya« von den drei Verlagen Unrast (D), Mandelbaum (A) und Edition 8 (CH) neu aufgelegt und bis zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2019 für den Buchhandel wieder verfügbar gemacht werden. Finanziert werden soll das Projekt aus Spenden.

Spendenkonto:
Verein z. Förderung kurdischer Kultur e.V. i.Gr.
IBAN: DE78 4306 0967 1011 1214 00
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Edition Mezopotamya

Die Anzahl der tatsächlich wieder aufgelegten Titel wird von der Höhe des zur Verfügung stehenden Betrages abhängig sein. Aus dem Buchverkauf rücklaufendes sowie ggfs. überschüssiges Geld wird einem Solidaritätsfonds für die Prozesskosten des Mezopotamien Verlags und des MIR Musikvertriebs zur Verfügung gestellt. Denn die beiden Verlage unternehmen selbstverständlich rechtliche Schritte gegen ihr Verbot.

Eine Vorschau auf die wieder aufzulegenden deutschsprachigen Titel finden Sie als pdf-Datei HIER.

Über eure und Ihre Unterstützung mit Spenden würden wir uns sehr freuen, auch über die Weiterleitung dieser Information.

Unrast, Mandelbaum, Edition 8
International Initiative Edition, Antiquariat Walter Markov