Anquatschversuch in der Berufsschule

Am Montag, den 07.06.2021, kam es in Hannover zu einem Anquatschversuch durch den Verfassungsschutz.

 Um circa 13:15 kamen zwei Männer während des Unterrichts in einer Berufsschule in eine Klasse und fragten nach einem jungen Genossen.

 Als dieser mit den beiden auf den Flur ging stellten sie sich als Mitarbeiter des Innenministeriums vor und fragten, ob der Genosse sich vorstellen könne, warum sie mit ihm reden wollen. Der Genosse versuchte das Gespräch abzublocken.

 Daraufhin fragten sie ihn, warum er in letzter Zeit nicht mehr auf Demos ging und ob er versuchen würde aus der linken Szene auszusteigen. Wenn dies der Fall wäre, boten sie ihn an, ihn mit Ausstiegsprogrammen zu unterstützen.

 Als der Genosse darauf jedoch erneut nicht einging, begannen sie ihm zu drohen. Sie fragten ihn, ob sein Arbeitgeber denn wisse, was er so in seiner Freizeit mache. Der Genosse versuchte zu gehen, die zwei Beamten versperrten ihm jedoch den Weg und versuchten ihn weiter unter Druck zu setzen: Sie würden überlegen auch seine Freund*innen zu besuchen, mit denen zu quatschen oder mal gucken zu wollten, was die so zuhause für interessante Sachen rumliegen haben.

Dann erst machten sie ihm den Weg frei und er konnte wieder in das Klassenzimmer zurück. Kurze Zeit später kamen die beiden Verfassungsschutzbeamten erneut in das Klassenzimmer, „verabschiedeten“ sich lautstark und äußerten noch etwas wie: der xy, da steckt doch mehr dahinter als man so vermuten würde, dann erst gingen sie.

 

Einer der beiden Verfassungsschutzbeamten ist circa 50-55 Jahre alt und stellte sich unter dem Namen Paulsen vor. Er ist circa 1,80m groß, etwas korpulent, trug ein weißblaues Hemd, eine dunkle Hose, eine dicke Brille und hat eine Glatze. Er war auch derjenige, der das Gespräch maßgeblich geführt hat.

 Der andere Mann war etwa Anfang 30, hat kurze blonde Haare, ist 1,90-1,95m groß und sportlich und trug eine Lederjacke. Er stelle sich mit einem Namen wie Kurtscholsky oder ähnlichem vor, redete ansonsten allerdings nicht viel.

 Der Genosse merkte noch an, dass er die beiden schon während der Pause auf beziehungsweise in der Nähe des Schulgeländes gesehen habe, sich jedoch nichts dabei gedacht habe, da es nicht selten vorkomme, dass fremde Menschen sich in der Nähe der Berufsschule aufhalten.

 Wir danken dem Genossen für seine Umsicht. Der Genosse hat gehandelt, wie die Rote Hilfe e.V. das anrät: er hat den Anquatschversuch abgeblockt und hat Kontakt mit uns aufgenommen.

 

Macht Anquatschversuche öffentlich – ihr seid damit nicht alleine! Die

Rote Hilfe steht an eurer Seite!

 

Wenn ihr ähnliches erlebt habt oder Fragen zu diesem Thema habt, kommt

zu unseren Beratungsterminen jeden 1. Sonntag ab 16 Uhr und jeden 3.

Montag ab 19 Uhr im UJZ in der Kornstraße oder schreibt uns eine Mail

unter: hannover@rote-hilfe.de Unseren PGP-Key für verschlüsselte

Kommunikation findet ihr auf unserer Internetseite.

 

Weitere Infos zu Anquatschversuchen findet ihr in der Broschüre der Roten Hilfe zum Thema. Kommt deswegen auch zu uns oder schaut unter Folgendem Link:

https://www.rote-hilfe.de/literaturvertrieb/antirepression/flyer-anquatschversuch-was-tun

 

Ansonsten bleibt es dabei: Anna und Athur halten´s Maul!

Keine Zusammenarbeit mit den Repressionsorganen.

 

Rote Hilfe OG Hannover, 8. Juli 21

 

 

Einige generelle Anmerkungen zu Anquatschversuchen:

 

Es kann passieren, dass dich Polizist*innen oder auch Mitarbeiter*innen irgendeines „Dienstes“- z.B. des Verfassungsschutzes (VS) – anquatschen und mit dir „zusammen“arbeiten möchten. Diese miese Schnüffelei gegen deine Freund*innen und Genoss*innen solltest du sofort im Keim ersticken und solche Anbandelungsversuche sofort abbrechen.

 

Es zeigt sich, dass jede und jeder politisch Aktive, ob am Rande oder im Zentrum von linken Zusammenhängen Anzutreffende, damit rechnen muss, angequatscht zu werden. Die Kriterien dafür, wer angequatscht wird, sind sicher nicht zufällig, aber nur für die jeweiligen „Dienste“ deutlich. Das Ziel ist es, Menschen aus politischen Zusammenhängen zu observieren, zu belauschen und Daten zu sammeln, um sie dann mit Prozessen einzudecken und damit die politische Arbeit zu zerschlagen. Dazu sind diese Beamten und Beamtinnen ausgebildet, geschult, bestellt und bezahlt.

Sie werden geschult in Gesprächsführung, um die Betreffenden über den Tisch zu ziehen und ihnen die gewünschten Informationen zu entlocken.

Sie sind bestellt, um jegliche Opposition, jeden Protest, jeden Widerstand zu erkennen und zu ersticken.

Sie werden bezahlt dafür, in die persönlichen Räume einzudringen, um Ansatzpunkte zu finden, Haltungen, Meinungen und Aktionen zu kriminalisieren.

Falls weitere Menschen von derart unerwünschten Besuchen betroffen sind, gibt die Rote Hilfe folgende Tipps:

Anquatschversuche finden meist dann statt, wenn mensch nicht damit rechnet. Allzu leicht passiert es dann, dass im Moment der Überrumpelung Dinge gesagt werden, die besser nicht hätten gesagt werden sollen. Denn mit diesen Beamten und Beamtinnen gibt’s gar nix zu bereden. Die einzig richtige Reaktion auf Anwerbeversuche kann nur das sofortige Ablehnen jedes Gesprächs sein. Jede noch so lapidar erscheinende Äußerung kann für Polizei wie für Geheimdienste ein wichtiger Baustein in ihrem Bild von politischen und persönlichen Zusammenhängen sein. Nicht selten werden daraus sogar abenteuerliche Anklagekonstruktionen gegen Einzelne oder Gruppen.

 

Falls es dazu gekommen ist, dass ihr überrumpelt wurdet, zögert nicht, euch anderen anzuvertrauen. Nur dann ist es möglich, das Gesagte einzugrenzen und möglichen Gefährdungen anderer noch zu begegnen. Fast nichts ist schlimmer, als eine unter Umständen entstehende Gerüchteküche.

 

Immer gilt:

  1. Euch von staatlicher Repression Betroffene trifft keine „Schuld“, Ihr habt nichts „falsch“ gemacht; Ihr seid nicht mit den „falschen“ Leuten zusammengekommen; ihr seid aus den unterschiedlichsten Gründen vom staatlichen Repressionsapparat „ausgewählt“ worden.
  2. Beamte und Beamtinnen des Verfassungsschutzes haben keinerlei Befugnisse, eine Aussage oder Mitarbeit zu verlangen; sie haben keine Macht, juristischen oder sonstigen Druck auf Dich auszuüben (auch wenn sie in Extremfällen damit drohen und es in Extremfällen auch tatsächlich hinkriegen); deshalb verweist mensch sie am Besten gleich des Hauses oder geht weg.
  3. Macht Anquatschversuche öffentlich! Kontaktiert sofort lokale Antirepressionsgruppen wie die „Roten Hilfe e. V.“ oder den EA und erklärt euch einverstanden, diesen Vorgang zu veröffentlichen, denn nichts ist dem Verfassungsschutz unliebsamer, als eine Öffentlichkeit, die seine Arbeit kritisch wahrnimmt und ans Tageslicht befördert. Je mehr Leute davon erfahren, desto besser, denn der Verfassungsschutz oder andere Geheimdienste wollen möglichst unerkannt im Dunkeln agieren: weil sonst sind’s ja keine Geheimdienste mehr!
  4. Bei den Beamten und Beamtinnen handelt es sich immer um geschultes, professionell ausgebildetes Personal, das euch in jeder Hinsicht immer um mehrere Schritte voraus ist. Zu denken, ihnen bei einem Gespräch etwas „vorspielen“, sie auf falsche Fährten locken zu können, ist fatal.
  5. Wenn Verfassungsschützer oder andere „Geheime“ euch anquatschen: legt den Hörer einfach auf, schickt sie weg, werft sie raus, haut ihnen die Tür vor der Nase zu, zur Not – geht selber weg. Macht anwesende Freunde und Freundinnen, Bekannte und Verwandte aufmerksam.
    Lasst euch nicht einschüchtern. Haltet eure Augen und Ohren auf, aber den Mund in gewissen Momenten geschlossen.
  6. Lasst euch nicht einschüchtern. Neben der Abschöpfung von Informationen geht es auch darum, Unruhe zu stiften. Es geht auch darum, zu verunsichern. Macht denen einen Strich durch ihre Rechnung!

Keine Unterhaltungen mit dem Verfassungsschutz!
Macht jeden Anquatschversuch öffentlich!
Für die Abschaffung der Geheimdienste!