Eintritt frei, Spenden erwünscht
„UMRU / unrest“ ist das neueste Album des in Detroit geborenen und in Hamburg lebenden Songwriters Daniel Kahn, mit Jake Shulman-Ment und Christian Dawid, beide Ex- „Painted Bird“.
„UMRU / unrest“ ist ein ein Aufruf zu einer „Radical Yiddish Autonomy“, Kahns Begriff für eine robuste, unabhängige jiddische Kultur, die sich transnational gegen Faschismus einsetzt.
Was damit gemeint ist spiegelt sich in Daniel Kahns Liedern wieder: Als Beispiel dafür hier die letzte Strophe von „In Kamf“, geschrieben von dem Arbeiterdichter Dovid Edelshtadt, einem eingewanderterten Fabrikarbeiter und Anarchist im New York der 1880er Jahre, der aufgrund der Lebensbedingungen im Alter von 26 Jahren an Tuberkulose starb. Daniel Kahn veröffentlichte seine Version auf „LOST CAUSES“
…
Ir kent undz dermordn, tiranen,
naye kemfer vet brengen di tsayt.
Mir kemfn, mir kemfn biz vanen
di gantse velt vet vern bafrayt.
You can murder us, tyrants,
but the times will bring forward new fighters.
We will fight, we will fight
until the whole world is free.
Was damit gemeint ist, dem kann auch nachgespürt werden auf der Seite der Jewish Socialists’ Group, hier beschreibt Daniel Kahn Teile seines Lebensweges:
Inspired by the past, singing for today
Inspiriert von der Vergangenheit singen wir für heute
(https://www.jewishsocialist.org.uk/features/item/inspired-by-the-past-singing-for-today)
„Seit meiner Jugend fühlte ich mich zunehmend entfremdet von der reformierten, assimilierten Version der Religion in den Vororten und vom faktischen Chauvinismus des liberalen Zionismus der amerikanischen Mittelschicht. Ich besuchte Israel zum ersten Mal, als ich noch zur Highschool ging, und war ziemlich unmittelbar davon desillusioniert, ohne jeglichen Einfluss einer öffentlichen zionismuskritischen / postzionistischen / antizionistischen jüdischen Perspektive oder allgemeiner linker Kritik am Zionismus, obwohl ich ein angehender Wobbly (Industrial Workers of the World) war.“
Und über seine Familie: „Wir waren alle Demokraten. Meine Mutter war Mitglied der Lehrergewerkschaft. Wir waren immer gewerkschaftsfreundlich. Die Dinge, die mich politisch radikalisiert haben, standen nicht unbedingt in Zusammenhang mit jüdischen Themen. Ich war für Arbeiter- und Antirassismus-Kämpfe sensibilisiert, weil ich in einem Vorort von Detroit aufgewachsen bin. Zu dieser Zeit gab es einen großen Zeitungsstreik, der gewalttätig wurde, und alle verloren ihre Arbeit. Was diese Unternehmen getan haben, war verdammt kriminell.“

Der Sänger, Multiinstrumentalist und Dichter Daniel Kahn wurde in Detroit geboren. An der »University of Michigan« studierte er Theater und Lyrik. Danach lebte er in New Orleans und in New York. 2005 zog er nach Berlin, wo er die Band »The Painted Bird« zusammenstellte, mit der er fünf Alben produzierte, die zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den »Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik«, erhielten.
Die Band spielte neben eigenen viele Titel der jiddischen Arbeiterinnenbewegung (Der Bund) wie Arbeter Froyen und dem Arbetlose Marsch oder Lieder der Partisaninnen gegen die Nazis wie Shtil Di Nakht Iz Oysgeshternt. Dazu kamen Bearbeitungen von Brecht, Waits, Cohen, Degenhardt, Woody Guthrie, Bob Dylan und vielen anderen.
Weitere Musikprojekte von Daniel Kahn sind unter anderem »The Brothers Nazaroff«, »The Disorientalists« und »Semer Ensemble«. Mit dem russischen Musiker Vanya Zhuk spielte er das Album »Bulat Blues« ein, mit Liedern des russischen Sängers Bulat Okudzhava.
Am Maxim Gorki Theater in Berlin arbeitete er als Regisseur und Autor (Dschingis Cohn), Komponist und Liedermacher (Feinde, Angst Essen Seele Auf, Glaube Liebe Hoffnung), sowie als Musik-Kurator der Reihe »unternational« und Schauspieler.
Er spielte Biff in Tod eines Handlungsreisenden auf Jiddisch in einem Off-Broadway-Theater in New York und Menuchim in Josef Roths Hiob am Staatsschauspiel Dresden.
Das Album „UMRU / unrest“
Zuerst solo mit „Word Beggar“ (2021), dann im Duo „The Building & Other Songs“ (2023) mit dem New Yorker Geiger Jake Shulman-Ment schließt nun – jetzt zu dritt mit dem Multiinstrumentalisten Christian Dawid an Klarinetten, Saxophon und Schlagzeug – „Umru (Unrest)“ (2025) diese Trilogie ab.
Neben Stücken von Bonnie ‚Prince‘ Billy, Tom Waits, Ewan MacColl, Stephen Foster, Georg Kreisler (aus dessen Album „Nichtarische Arien“) und einem Lied der legendären Kölner Edelweiß-Piraten der 1930er Jahre stehen traditionelle Stücke und zwei Kompositionen von Daniel Kahn.
Das Album wird in den USA vom New Yorker Label Borscht Beat veröffentlicht und vertrieben (https://borschtbeat.bandcamp.com/).
https://www.discogs.com/de/artist/1737591-Daniel-Kahn
Die Mitspieler:
Jake Shulman-Ment: Der in New York City geborene Geiger gilt als „einer der besten Klezmer-Fiddler der Welt“ (Jon Kalish, NPR). Er tourt und veröffentlicht international als Solist und gemeinsam mit den Künstlern und Bands Midwood, Daniel Kahn and the Painted Bird, Frank London, Di Naye Kapelye, The Brothers Nazaroff, Michael Alpert, Joey Weisenberg und Duncan Sheik. Er war zusammen mit Daniel Kahn in Csaba Bereczkis Dokumentarfilm Soul Exodus zu sehen, spielte in der HBO-Serie Succession und in Martin Scorseses The Irishman mit. https://www.jakeshulmanment.com/
Christian Dawid: ist ein international bekannter und von vielen Musikgenres beeinflusster Klarinettist zwischen Klassik, Jazz und ethnischer Musik. Für seine Arbeit mit jiddischer und osteuropäischer Musik hat er sich vor allem einen Namen gemacht. Neben eigenen Veröffentlichungen steht er auch mit vielen Projekten aus dem In- und Ausland auf den Bühnen der Welt zwischen Nordamerika, Europa und Japan. http://www.christiandawid.com/
Painted bird siehe
https://www.paintedbird.de/index.php?option=com_content&view=featured&Itemid=101&lang=en