Der 21-jährige Arbeiter Philipp Müller wurde als Teilnehmer einer Friedensdemonstration am 11. Mai 1952 in Essen erschossen. Er war der erste von der Polizei erschossene Demonstrant in der Bundesrepublik.
Rasend schnell wurde in der jungen BRD die Remilitarisierung durchgesetzt. Dagegen organisierte sich breite Jugendbewegung. Sie wollte nicht hinnehmen, dass die Lehren des Faschismus so negiert wurden.
Zum 11. Mai 1952, vor nun 70 Jahren, wurde aufgerufen zu einer Jugendkarawane für den Frieden nach Essen. 10tausende machten sich auf den Weg zu der Demonstration, die dann kurzfristig verboten wurde. Die Polizei griff die Jugendlichen, die schon in der Stadt waren an. 15tausend wurden eingekesselt, die Polizei eröffnete das Feuer auf eine kleine Gruppe, ein Demonstrant starb. Sein Name war Phillipp Müller.
Kurz nach dem Faschismus beauftragte Bundeskanzler Konrad Adenauer ehemalige Generäle der Wehrmacht damit, den Wiederaufbau einer kriegsfähigen deutschen Armee zu beginnen.
Die Regierung der Sowjetunion versuchte mit den ersten “Stalin-Noten“ im März und April 1952 die Entwicklung zu stoppen. https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/deutsche-frage/stalin-noten.html
Gegen dieses Vorhaben formierte sich bereits Anfang der fünfziger Jahre ein breitgefächerter Widerstand aus linken, und pazifistischen Kräften. Anfang 1951 hatte Pastor Martin Niemöller die Idee einer Volksbefragung über die Wiederbewaffnung ins Gespräch gebracht. Obwohl eine solche Volksbefragung als »kommunistische Propaganda« umgehend durch den Bundesinnenminister verboten wurde, gelang es im Rahmen der »Ohne mich«-Bewegung, mehr als sechs Millionen Unterschriften gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik zu sammeln.
Eine Konferenz von Vertretern verschiedener Jugendorganisationen unter Leitung des dortigen Pfarrers Herbert Mochalski, eines engen Vertrauten des führenden Vertreters der Bekennenden Kirche sowie Kirchenpräsident der hessen-nassauischen Kirchen Martin Niemöller, rief am 2. März 1952 in Darmstadt zu einer „Jugendkarawane gegen Wiederaufrüstung und Generalvertrag“ am 11.Mai 1952 in Essen auf. Als Redner geplant waren u.a. der Bundesfeldmeister des Deutschen Pfadfinderbundes, der Gewerkschaftsjugendsekretär der IG Post, der Pastor Herbert Mochalski aus Darmstadt und Pfarrer Hans Meyer aus Düsseldorf.
Trotzdem wurde von den Regierenden die Parole verbreitet, die Kundgebung sei von Kommunisten gesteuert. Ohne sich weiter mit den Essener Behörden abzustimmen, erließ das Bundesinnenministerium am Freitagabend für die am übernächsten Tag organisierte Demonstration ein Verbot. Am 10. Mai verbot auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold (CDU), der zugleich Ministerpräsident war, die Demonstration mit der fadenscheinigen Begründung, dass wegen weiterer Veranstaltungen nicht genug Polizeikräfte zur Verfügung stünden. Es ging jedoch vor allem darum, Gegner_innen der Remiltarisierungspolitik zu kriminalisieren.
Denn die Remilitarisierung traf auf breiten Widerstand. Die “Ohne mich”-Bewegung hatte 1951 ein Treffen in Essen organisiert. 1.700 Vertreter_innen – aus Gewerkschaften der Sozialdemokratie, der KPD, bürgerliche und kirchliche Kreise – beschlossen dort, eine Volksbefragung durchzuführen: Gegen die Remilitarisierung und für den Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland noch im Jahre 1951. Diese Aktion wurde am 28. April 1951 durch die Bundesregierung verboten. Mehr als 9 Millionen Menschen wurden dennoch befragt, z.B. die 30.000-köpfige Belegschaft der BASF. Die übergroße Mehrheit der Belegschaft stimmten gegen Remilitarisierung und für einen Friedensvertrag. Insgesamt wurden mehr als sechs Millionen Unterschriften gesammelt. Diese alle als kommunistisch unterwandert zu denunzieren, schien der Regierung das Mittel zu sein, den Widerstand zu brechen.
Der Aufruf zur Friedenskarawane unter dem Motto „Friedensvertrag statt Generalvertrag“ hatte starken Widerhall gefunden und wären nicht viele schon an der Hinreise gehindert worden, wären noch mehr in Essen auf die Straße gegangen, denn die meisten wussten nicht einmal von dem Verbot der Veranstaltung.
Unterdessen waren Tausende bereits mit Bahn und Bus, per Rad oder zu Fuß auf dem Weg nach Essen und viele der später etwa 30000 Teilnehmer der Friedenskarawane befanden sich wegen langer Anreisewege schon vor der Verbotsverfügung in der Stadt.
Zu diesen zahlreichen Jugendlichen gehören Mitglieder der Freien Deutsche Jugend – FDJ (deren Verbot die Bundsregierung zwar bereits verfügt hatte, dessen Rechtskraft aber noch nicht wirksam war) die der noch legalen KPD nahesteht. Auch die Naturfreunde-Jugend, die Falken, und viele Jugendliche kirchlicher Gruppen waren gekommen. Sie alle wollen keine deutsche Wiederbewaffnung, die das Land endgültig in Ost und West spalten würde. Etwa 30.000 Personen befanden sich in der Stadt, sie versuchten an verschiedenen Orten in Essen kleinere Veranstaltungen zu organisieren, die jedoch von der Polizei aufgelöst wurden.
Damit die Anfahrt zur staatlich verhinderten Friedenskarawane nicht völlig unnütz wird, gab Arnold Haumann die Parole aus: Wenn Demonstrieren verboten ist, dann sollen die Menschen doch zumindest den an diesem Wochenende nach dem Krieg erstmals wieder geöffneten Grugapark besuchen.
So lagerten in den Mittagsstunden auf den Wiesen vor der Gruga schon 15.000 junge Menschen, eingekesselt von schwerbewaffneten Hundertschaften der Polizei.
„Plötzlich fährt ein Lautsprecherwagen der Polizei vor und verkündet: „Die Kundgebung ist abgesagt!“ Doch keine zehn Sekunden später hämmern die Uniformierten mit Gummiknüppeln auf die Menge ein. Kaum hat die Polizei ihre erste Knüppelaktion beendet, sammeln sich die Jugendlichen 100 Meter weiter zur Demonstration. Wieder Knüppeleinsätze, wieder Demonstrationen in kleinen Gruppen.“ … Philipp Müller erreichte mit einer Gruppe von Demonstranten die Rüttenscheider Brücke. Gejagt von 20 Polizisten. An ihrer Spitze der Offizier Werner Wolter aus Köln. Sie sind noch 50 Meter entfernt. Da brüllt Wolter: „Feuer frei!“, hebt die Pistole, drückt ab … „In Deckung“, ruft Philipp Müller seinen Freunden zu. Dann fallen Schüsse. Eine Kugel trifft Philipp Müller in den Rücken. Er stürzt, schlägt mit dem Kopf auf das Pflaster. Polizisten packen ihn an Armen und Beinen und werfen ihn in ein Polizeiauto. Wenige Stunden später ist er tot. Unzählige junge Menschen werden an diesem Tag willkürlich von der Polizei festgenommen https://www.zlv.lu/db/1/1499115254870/0
In Ossietzky (s.u.) schrieb Hubert Reichel: „Durch besondere Brutalität zeichnete sich die sogenannte Einsatzgruppe Wolter aus. Aus ihren Reihen fielen die tödlichen Schüsse, die Philipp Müller in den Rücken trafen. Durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden zwei weitere Teilnehmer der Friedenskarawane, der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und ein parteiloser Gewerkschafter aus Münster. Der Polizeiterror traf nicht nur Demonstranten. Essener Bürger, die als zufällige Passanten Augenzeugen wurden und gegen das Vorgehen der Polizei protestierten, wurden zusammengeschlagen und verhaftet. Die Verantwortlichen der Polizei versuchten, den Waffeneinsatz mit der Lüge zu begründen, von Demonstrationsteilnehmern sei zuerst geschossen worden. Diese Propaganda-Offensive scheiterte an den Berichte zahlreicher Augenzeugen, zumal bekannt wurde, daß der Schießbefehl von Innenminister Lehr persönlich gegeben worden war.“ https://www.sopos.org/aufsaetze/3cd2de4556292/1.phtml.html
EinKommissar Knobloch erteilte Schießbefehl auf die Demonstrierenden. Später wurde behauptet, diese hätten auf die Polizei geschossen, die dann dazu gezwungen gewesen sei, das Feuer zu erwidern.
Das Landgericht Dortmund stufte die Schüsse mit Urteil vom 2. Oktober 1952 als “Notwehr“ ein. Doch ein Schusswaffengebrauch von Demonstranten konnte nicht nachgewiesen werden. Dutzende Jugendliche wurden festgenommen, elf von ihnen später zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt. Ministerpräsident Arnold erklärte:
„Da der Widerstand durch den Gebrauch des Polizeischlagstocks nicht gebrochen werden konnte […] musste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Vor dem Schusswaffengebrauch wurde die Menge dreimal aufgefordert, das Werfen einzustellen.“
Die KPD-Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags beantragten am 12. Mai 1952, der KPD-Abgeordnete Heinz Renner in der Bundestagssitzung am 14. Mai 1952 erfolglos die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. In dieser Bundestagssitzung wurde dem KPD-Abgeordneten Heinz Renner das Wort entzogen. Er wurde für 20 Sitzungstage ausgesperrt. Die SPD forderte künftig Wasserwerfer statt Pistolen einzusetzen und regte an eine größere Zahl davon beschaffen zu lassen. Die CDU forderte den Bundestag auf, sich zu erheben und der Polizei für ihren Einsatz zu danken.
Verantwortliche Täter wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen. Alle Untersuchungen und Nachfragen verliefen im Sand, die kompletten Akten wurden nach Ende eines ergebnislosen Verfahrens vernichtet.“ Ein halbes Jahr später verhängen Landgerichtsurteile, deren Beweismittel sich auf den offiziellen Polizeibericht beschränken, gegen 11 Teilnehmer der „Friedenskarawane“ mehrmonatige Haftstrafen, da „die Polizeibeamten in Notwehr gehandelt hätten.“
Insgesamt erlässt die Justiz über 70 Haftbefehle gegen Teilnehmer der Friedenskarawane. Die wenigen Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte, die mit ihren Waffen die später nicht mehr genau bezifferbaren 30 bis 80 Schüsse auf die Demonstranten abgefeuert hatten, werden schließlich im April 1953 eingestellt.
Philipp Müller
wurde 1931 in München geboren und stammte aus einer katholischen Familie. Er war ein gelernter Schlosser und arbeitete im Eisenbahnausbesserungswerk Neu-Aubing. 1948 wurde er in München Mitglied der damals noch nicht verbotenenFDJ und 1950 der KPD. Er engagierte sich im „Sozialistischen Jungarbeiter Aktiv“, einem Münchener Bündnis aus Falken, Jusos, FDJ und antifaschistischen Gruppen.
1950 fuhr er als Delegierter der Münchner FDJ zum “Deutschlandtreffen der Jugend“ in die DDR und nahm auch 1951 an den III. „Weltfestspielen der Jugend und Studenten“ in Berlin teil. Während des Pfingstreffens lernte er seine spätere Frau kennen. Sie heirateten bald in Berlin-Weißendsee. Im Dezember 1951 wurde der gemeinsame Sohn Joachim geboren.
Bald nach seiner Hochzeit mit der ebenfalls politisch aktiven DDR-Bürgerin verlor Müller seine Arbeitsstelle. Da sind politische Gründe für die Entlassung wahrscheinlich, aber nicht beweisbar.
Bis zu seinem Tod engagierte er sich in der Wiederbewaffnungsdiskussion im Kampf gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.
Zur Beerdigung von Philipp Müller kamen 3000 Menschen.
1954 wurde im Rahmen der Volkskammerwahlen in der DDR die nach ihm benannte Phillip-Müller-Medaille von der FDJ gestiftet.
Ein Schießbefehl aus Bonn
von Hubert Reichel aus Ossietzky 8/2002
https://www.sopos.org/aufsaetze/3cd2de4556292/1.phtml.html
Der 11. Mai 1952 ist in den offiziellen Geschichtsbüchern der Bundesrepublik Deutschland nicht verzeichnet. Ein schwarzer Tag in der Nachkriegsgeschichte der alten BRD hat nicht stattgefunden. An diesem Tag wurde der junge Münchner Arbeiter Philipp Müller, Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und der KPD, hinterrücks von Polizisten auf offener Straße erschossen. Das Datum markiert eine dramatische Zuspitzung der politischen Auseinandersetzungen um die von den Westmächten und der Regierung Adenauer forcierte Wiederaufrüstung der Bundesrepublik.
Aufgerufen zur »Jugendkarawane gegen Wiederaufrüstung und Generalvertrag« hatte eine Konferenz von Vertretern verschiedener Jugendorganisationen am 2. März 1952 in Darmstadt unter Leitung des dortigen Pfarrers Herbert Mochalski, eines engen Vertrauten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller. Der Aufruf fand bemerkenswert starken Widerhall.
Und so versammelten sich am 11. Mai, wenige Tage vor der geplanten Unterzeichnung des sogenannten Generalvertrages, mehr als 30 000 junge Leute in Essen, um friedlich gegen die Wiederbewaffnung und gegen die Aufnahme der Bundesrepublik in einen westeuropäischen, von den USA inspirierten Militärpakt zu demonstrieren. Es wären noch viel mehr als 30 000 gewesen, wenn nicht die Polizei in der Nacht zuvor und am Morgen anreisende Jugendliche aus den Zügen geholt und Busse an der Fahrt nach Essen gehindert hätte. Der Bonner Innenminister Lehr hatte nämlich die Friedenskarawane kurzfristig verboten – so kurzfristig, daß viele Demonstranten davon nichts wußten. Der Minister nannte nicht den wahren Grund für das Verbot, sondern schob »verkehrstechnische Gründe« vor. Zugleich bot er damals noch ungekannte Massen an Polizei auf, um das Verbot dieser Friedensaktion zu exekutieren.
Ohne Zweifel wäre die Demonstration ohne das späte Verbot und den folgenden brutalen Einsatz der Polizei friedlich verlaufen. Doch die Regierung Adenauer wollte offenkundig ein Exempel statuieren. Sie brauchte Zwischenfälle und Krawalle, um die Gegner ihrer Remilitarisierungspolitik kriminalisieren zu können. Dem Aufruf über Polizeilautsprecher, den Platz vor dem Ausstellungsgelände Gruga zu räumen, folgte unmittelbar die Hetzjagd bewaffneter Polizei-Hundertschaften mit Hundestaffeln auf die Demonstranten.
Durch besondere Brutalität zeichnete sich die sogenannte Einsatzgruppe Wolter aus. Aus ihren Reihen fielen die tödlichen Schüsse, die Philipp Müller in den Rücken trafen. Durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden zwei weitere Teilnehmer der Friedenskarawane, der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und ein parteiloser Gewerkschafter aus Münster. Der Polizeiterror traf nicht nur Demonstranten. Essener Bürger, die als zufällige Passanten Augenzeugen wurden und gegen das Vorgehen der Polizei protestierten, wurden zusammengeschlagen und verhaftet. Die Verantwortlichen der Polizei versuchten, den Waffeneinsatz mit der Lüge zu begründen, von Demonstrationsteilnehmern sei zuerst geschossen worden. Diese Propaganda-Offensive scheiterte an den Berichte zahlreicher Augenzeugen, zumal bekannt wurde, daß der Schießbefehl von Innenminister Lehr persönlich gegeben worden war.
Von den zahlreichen festgenommenen Demonstranten blieben elf in Haft. Sie wurden am 20. Oktober 1952 von der 1. Großen Strafkammer des Dortmunder Landgerichts wegen angeblichen Landfriedensbruchs, Aufruhrs und anderer, in »verfassungsverräterischer Absicht« begangener Straftaten zu insgesamt sechs Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Von den an der Prügelorgie beteiligten Polizisten stand keiner vor Gericht. Auch nicht der Mörder Philipp Müllers.
Die Friedenskarawane in Essen war eine von zahllosen Aktionen, mit denen die Mehrheit der Bevölkerung ihr Nein zur Remilitarisierung öffentlich machte. Schon am 25. September 1950 hatten 25 000 junge Bergarbeiter auf ihrem 1. Jugendtag den Bundespräsidenten Heuß mit dem Sprechchor begrüßt: »Wir wollen keine Soldaten sein – Theodor, geh du allein!« Starke Resonanz fand ein Brief Martin Niemöllers an Bundeskanzler Konrad Adenauer, in dem er eine Volksbefragung über die Wiederaufrüstung forderte.
Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang der Vertrauliche Vierteljahresbericht, den der US-amerikanische Hohe Kommissar McCloy Ende 1950 seiner Regierung erstattete. Darin konstatierte er »die aufrichtige und ziemlich verbreitete Überzeugung, im Lichte der jüngsten Erfahrungen könne die Wiederaufrüstung für Deutschland nicht als ein Weg zu Frieden und Sicherheit gewertet werden«; darum stoße die Einbeziehung der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Militärbündnis auf »eine ausgedehnte und nachdrückliche Opposition der Deutschen«.
Auf den Punkt brachte es Anfang 1951 der Deutschland-Korrespondent der New York Times, Drew Middleton: »Der Enthusiasmus, den die westlichen Generale und Politiker über die deutsche Wiederbewaffnung bekunden, findet in diesem Lande keinen Widerhall. Insbesondere trifft das auf jene Erwachsenenkontingente zu, aus denen die Truppen rekrutiert werden müssen.« Middletons Rat an die Politiker seines Landes: »Zwingen Sie jetzt nicht den Deutschen die Wiederbewaffnung auf; sie wollen es nicht.«
In dieser Stimmung fand Niemöllers Vorschlag für eine Volksbefragung breite und starke Unterstützuung. Auf Initiative der Friedensbewegung rief ein Kongreß in Essen zu einer Volksbefragung auf. Eine siebenköpfige Abordnung überbrachte diese Forderung in Bonn. Sie wurde von Adenauers persönlichem Referenten empfangen. Die Antwort war Schweigen. Bonn reagierte erst, als ein Ausschuß gegen die Remilitarisierung auf eigene Faust mit der Volksbefragung begann. Am 24. April 1951 erfolgte das regierungsamtliche Verbot. Begründung Die beabsichtigte Volksbefragung stelle »einen Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung des Bundes dar«. Trotz des Verbotes sprachen sich bis zum 16. März 1952 mehr als neun Millionen Bürger gegen die Remilitarisierung aus. Die Furcht der Regierenden vor der Meinung des Volkes war augenscheinlich begründet.
Hier schließt sich der Kreis. Philipp Müller war das erste Todesopfer der gegen den Willen der Mehrheit des Volkes dann durchgesetzten Wiederaufrüstung. Die kalkulierte Polizeiwillkür hatte den Zweck, den Widerstand gegen diese Politik zu brechen. »Adenauer beginnt scharf zu schießen,« stand am 14. Mai 1952 in der Weltbühne. Mit den Todesschüssen von Essen begann eine Blutspur polizeilicher Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Zu den späteren Opfern gehören Benno Ohnesorg in Westberlin und Günter Sare in Frankfurt a.M.
Am 11. Mai 2002 wird in Essen ein Philipp-Müller-Friedenstreffen stattfinden. Treffpunkt ist um 11 Uhr der Willy-Brandt-Platz gegenüber dem Hauptbahnhof.
Erschienen in Ossietzky 8/2002
Siehe auch:
https://www.jungewelt.de/artikel/274963.philipp-m%C3%BCller-der-erste-tote.html
Junge Welt Ausgabe vom 11.11.2015,
Philipp Müller: Der erste Tote
Bei Protesten gegen die Remilitarisierung Deutschlands wurde 1952 in Essen der Kommunist Phillipp Müller erschossen Von Ezgi Güyildar
Der 11.Mai 1952 in Essen
Aufruf zu einer neuen Friedenskarawane am 11. und 12. Mai 2012 ! – 11. Mai 1952: Vor den Toren der Gruga stirbt Philipp Müller, durch Polizeischüsse tödlich getroffen
Von Polizei erschossen – Wieso musste Philip Mueller sterben?
1952 wurde der 21-jährige Demonstrant Philipp Müller von der Polizei in Essen erschossen. Die genauen Umstände bleiben bis heute im Dunkeln.
Hier ein Auszug aus dem Buch der VVN-BdA über Jupp Angenforts Leben, herausgegeben von Hannes Stütz mit Nachworten von Klaus Hübotter und Ulrich Sander (Die VVN-BdA hat auch einen DVD-Film zu Jupp gemacht) https://nrw-archiv.vvn-bda.de/texte/0932_philipp.htm
Philipp Müller – 11. Mai 1952
Vor der Hacke ist’s duster
Hans-Dieter Hesse hat einen Roman zu den Ereignissen um die Ermordung von Philipp Müller am 11. Mai 1952 geschrieben. Folgenden Vorabdruck aus dem 9. Kapitel „KOHLE oder BLUT am STEMPEL! “ hat er der Redaktion der Kommunistischen Arbeiterzeitung zur Verfügung gestellt.
https://www.kaz-online.de/artikel/vor-der-hacke-ists-duster
Widerstand gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik UZ vom 23. April 2021