Der Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V. schrieb am 08.12.21
Am 9. Dezember 2021 ist der 40. Haftjahrestag des linken Journalisten und Black-Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal. Obwohl der Prozess gegen ihn offen rechtswidrig verlief, wehren Justiz und Behörden ein Wiederaufnahmeverfahren bis heute mit allen Mitteln ab.
Seit vier Jahrzehnten sitzt Mumia Abu-Jamal in den USA im Gefängnis, davon 29 Jahre lang im Todestrakt und nun im so genannten Normalvollzug: Am Rand eines Schusswechsels war er am 9. Dezember 1981 von einem Polizisten in Philadelphia lebensgefährlich verletzt und daraufhin verhaftet worden mit dem Vorwurf, eben diesen Polizisten erschossen zu haben. Zugleich entbrannte eine bis heute anhaltende Hetzkampagne gegen den Journalisten, die insbesondere von der rechten Polizeigewerkschaft FOP angefacht wurde. Mit Hilfe von manipulierten Beweisen, gekauften Zeug*innen und offensichtlichen Verstößen gegen die Verfahrensabläufe wurde Mumia Abu-Jamal im Juli 1982 in einem unübersehbar rassistischen und politisch motivierten Prozess zum Tode verurteilt. Für den Black-Panther-Aktivisten, der sich keine anwaltliche Vertretung leisten konnte, gab es kaum eine Möglichkeit zur Verteidigung. Der Richter hatte intern bereits frühzeitig unter Verwendung rassistischer Schimpfwörter geäußert, auf alle Fälle die Todesstrafe zu verhängen. Auf diese Weise wollten die Behörden einen unbequemen Journalisten loswerden, der seit Jahren den staatlichen Rassismus und die Polizeigewalt gegen People of Colour anprangerte.
Doch Mumia Abu-Jamal ließ sich weder entmutigen noch mundtot machen: Seither kämpft er hinter Gittern weiter für seine Freiheit, aber vor allem gegen das rassistische Justiz- und Gefängnissystem. Als „voice of the voiceless“ verleiht er den vielen verurteilten People of Colour eine Stimme in seinen regelmäßigen Radiosendungen, Kolumnen und Büchern. Um seine Haftbedingungen und vor allem seine publizistischen Möglichkeiten zu verschlechtern, wurden verschiedene speziell auf seine Person zugeschnittene Gesetze und Verordnungen erlassen. Zwar konnte die weltweite Solidaritätsbewegung und seine engagierten Anwält*innen erreichen, dass die Hinrichtung nach jahrzehntelangem Kampf nun nicht mehr unmittelbar droht, doch blockiert die Justiz ein Wiederaufnahmeverfahren mit allen Mitteln. Obwohl Mumia Abu-Jamal inzwischen schwerkrank ist, verhindern die Behörden seine Freilassung.
„Der Fall Mumia Abu-Jamal ist ein Paradebeispiel für die rassistische Justiz und den grenzenlosen Verfolgungswillen von staatlichen Behörden, von einem völlig entfesselten Polizeiapparat und rechten Strukturen“, erklärte Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Seit vier Jahrzehnten wird der Journalist und Aktivist nun in Haft gehalten – obwohl die Beweise offensichtlich manipuliert und die Akten jahrzehntelang unter Verschluss gehalten wurden. Der Staat will hier einen Justizmord auf Raten begehen. Wir fordern erneut, dass Mumia Abu-Jamal freigelassen wird – jetzt!“
Free Mumia Berlin und Buchladen Schwarze Risse präsentieren: Free Mumia: Lesung und Updates an Mumia Abu-Jamals 40. (!) Haftjahrestag
Hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=0Mw-3du_Qbs
2022 erscheint eine neue Sammlung von Texten von Mumia Abu-Jamal im Verlag Edition Kettenbruch. In “Writing On The Wall” übersetzt “Die Schrift an der Wand” skizziert der gefangene Journalist gesellschaftliche Perspektiven, politische Entwicklungen, Widerstand, Geschichte, soziale Veränderungen und Bewegungsdynamiken in den USA und weltweit. Es sind Texte aus vier Jahrzehnten, die fast alle noch nie auf Deutsch erschienen sind.
Anlässlich von Mumias 40. Haftjahrestag wird Jutta Kausch im Voraus Passagen aus dem Buch vorlesen. Außerdem werden wir über die weitergehenden Bemühungen sprechen, den ehemaligen Black Panther endlich zu befreien. Auch wenn in letzter Zeit in Deutschland wenig davon zu hören war, kämpft Mumia nach wie vor auf der juristischen Ebene um eine Aufhebung seines Urteils. Die Corona-Pandemie hat staatliche Zwangsanstalten wie Abschiebelager und Gefängnisse noch weiter aus dem öffentlichen Bewusstsein gedrängt – sorgen wir dafür, dass sich das ändert!
Lassen wir den kämpfenden Gefangenen Mumia Abu-Jamal zu Wort kommen und überlegen, wie wir ihn und andere von hier aus unterstützen können!
Bis alle frei sind – Free Mumia – Free Them All!
Da es pandemiebedingt nicht möglich ist, die Veranstaltung im größeren Rahmen in Präsenz durchzuführen, findet sie nun hier online im Livestream statt. Gerne kann die Aufzeichnung dieser Veranstaltung geteilt und weiter verlinkt werden, um sie mehr Interessierten zugänglich zu machen.
Schreibt Mumia Abu-Jamal
Mumias Verteidigung hat bei Besuchen wiederholt gesagt, dass Mumia durch Post viel geholfen wäre.
Hier Mumias Adresse:
Smart Communications / PADOC
Mumia Abu-Jamal, #AM 8335
SCI Mahanoy
P. O. Box 33028
St Petersburg, FL 33733
USA
Erstens freut sich Mumia über Briefe und Postkarten in seiner 6 qm Todestraktzelle. Zwar kann er viele nicht beantworten, aber es ist ihm eine enorme moralische Stütze, wenn er merkt, dass sein Fall immer noch bekannt ist und er trotz Isolationshaft nicht vergessen wurde.
Und zweitens ist diese Post ein grosser Schutz für ihn. Zeigt er doch der Zensurbehörde, die sämtliche Post liest und auch dem Gericht und der Staatsanwaltschaft übermittelt, dass sie unter Beobachtung stehen. Das kann durchaus Einfluss auf die anstehenden Entscheidungen haben.
Denkt bitte daran, dass jede/r Brief/Postkarte einen Absender benötigt, da es dem Gefangenen ohne nicht ausgehändigt wird.
siehe dazu: Gefangenen schreiben https://www.rote-hilfe.de/aktiv-werden/gefangenen-schreiben und:
Siehe auch:
https://freiheit-fuer-mumia.de/index.htm und das umfangreiche Dossier auf: https://www.labournet.de/?s=mumia und auf twitter: https://twitter.com/free_mumia
aktuelle Artikel:
** Free Mumia! Seit dem 9. Dezember 1981 ist der US-Journalist und Bürgerrechtler Abu-Jamal politischer Gefangener. Ein Auszug aus »Liberation School«-Schulungsmaterial der »Party for Socialism and Liberation« Von Curry Malott, Elgin Bailey und Randall Scott:
https://www.jungewelt.de/artikel/416107.seit-40-jahren-im-knast-free-mumia.html
** »Kämpfen wir gegen dieses Monster« 40 Jahre Aktivismus hinter Gittern. Ein Gespräch mit dem US-Gefangenen Mumia Abu-Jamal Von Kalonji Jama Changa
https://www.jungewelt.de/artikel/416108.free-mumia-k%C3%A4mpfen-wir-gegen-dieses-monster.html
** 40 lange Jahre Opfer rassistischer Polizeigewalt und von US-Justiz: Weltweite Solidarität mit politischem Gefangenen Mumia Abu-Jamal Von Jürgen Heiser
https://www.jungewelt.de/artikel/416272.free-mumia-40-lange-jahre.html