„Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht.
Seid solidarisch!
Helft einander!
Achtet auf die Schwächsten!
Bleibt mutig!
Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch!
Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“
»Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel! «
Sie war Künstlerin und Aktivistin. Sie war Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V. und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Sie war Mitbegründerin des Auschwitz-Komitees der Bundesrepublik.
Sie war nimmermüde Lehrerin, Aufklärerin und Mahnerin.
Sie war solidarisch.
Sie war auch solidarisch mit der Roten Hilfe e.V. :
„Was ist besser als eine Welt ohne linken Protest? Eine Welt, die keinen Protest braucht. Aber unsere Welt braucht Veränderung. Deshalb unterstütze ich die Rote Hilfe e.V., denn sie unterstützt linken Protest, wo er verhindert werden soll.
Ich finde es gut, dass linke Politik vielfältig ist: Manche stehen für ihre Rechte auf oder klettern auf Bäume, andere setzen sich hin, damit Neonazis nicht marschieren können; manche wollen die Gesellschaft ein wenig besser machen, andere möchten sie gehörig umkrempeln; manche riskieren in ihrem Engagement viel, andere begnügen sich mit der richtigen Gesinnung im Stillen. Die Rote Hilfe e.V. unterstützt alle Linken, wenn sie wegen ihres politischen Engagements Probleme mit dem Staat bekommen – und sie ermöglicht Linken wie mir, mit anderen Linken solidarisch zu sein: Denn Linke kämpfen nicht für sich allein, sondern zusammen und für alle.
Wenn ich mit anderen Linken solidarisch bin, heißt das nicht, dass ich immer alles gut finde, was sie tun. Aber für ihr Recht darauf stehe ich ein. Die Rote Hilfe e.V. klärt Linke über ihre Rechte auf, damit sie sich selbstbestimmt politisch engagieren können. Falls mal etwas schiefgeht, begleitet sie sie, vermittelt Anwält*innen und hilft z.B., ein Strafverfahren oder gar Haft zu ertragen. Das ist in einem Rechtsstaat das Mindeste – ich lasse niemanden in Not allein!
Mir ist wichtig, dass linker Protest überall dort möglich ist, wo er nötig ist. Mit der Roten Hilfe e.V. gibt es da eine einzigartige Organisation jenseits politischer Meinungsverschiedenheiten. Die ständigen Angriffe auf sie, ob von rechts oder von oben, zeigen umso mehr: Rote Hilfe tut not! Deshalb stelle ich mich an die Seite all jener, die überzeugt sind, dass Solidarität verbindet.“
Esther Bejarano
Wir gedenken ihrer in Trauer. Wir werden versuchen, ihrer zu gedenken, wie sie es vorgelebt und uns aufgegeben hat:
„Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“ ( https://www.auschwitz-komitee.de/5792/mir-lebn-ejbig/ )
“Würdiges Gedenken heißt kämpfen. Wir müssen uns alle erinnern, damit es nicht wieder geschehen kann. Damit noch mehr Menschen gegen menschenverachtende Ideologien aufstehen und sich einsetzen. Heute bin ich örtlich von Euch getrennt. Aber mit meinem Herzen bin ich bei Euch.”
Esther Bejarano am 14.02.2021 in ihrem Gruß an die Angehörigen und Überlebenden in Hanau
Kaum ist sie gestorben versucht die politische Elite sie zu vereinnahmen. >>“Große Trauer nach dem Tod von Esther Bejarano”
Ihre Stimme würde fehlen, sagen sie. Doch zu ihren Lebzeiten hat niemand von diesen auf ihre Stimme Acht gegeben.
Sie haben nicht gehört, als sie die Bundesregierung aufforderte, den 8. Mai als den Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären;
sie haben nicht gehört, als sie den Umgang der Stadt Hamburg mit den geflüchteten aus Lampedusa als “Schande für die Stadt” bezeichnete;
sie haben nicht gehört, wenn sie die unsägliche Asylpolitik der europäischen Regierungen anprangerte;
sie haben nicht gehört, wenn sie für Gerechtigkeit gegenüber den Palästinenser_innen eintrat;
sie haben nicht gehört, wenn sie sich in einem offenen Brief an die Bundesregierung dafür aussprach, sich für das Ende der Isolation Abdullah Öcalans einzusetzen;
Sie haben nicht gehört, wenn sie aufrief, gegen die Angriffe der türkischen Armee auf den nordsyrischen Kanton Efrîn zu protestieren;
sie haben nicht gehört, wenn sie eindringlich vor dem Erstarken der Rechten warnte;
sie haben nicht gehört, wenn sie vor dem Rechtsruck aller deutschen Parteien und der deutschen Gesellschaft sprach;
sie haben nicht gehört, als sie die Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegseinsätzen als eine Schande für Deutschland bezeichnete;
sie haben nicht gehört, wenn sie die Rüstungsexporte als furchtbar bezeichnete;
sie haben nicht gehört, wenn sie den NSU-Prozess als eine Farce benannte, da gar keine Aufklärung erwünscht sei;
sie haben nicht gehört, als sie anlässlich von Urteilen gegen Teilnehmende an Sitzblockanden gegen den so genannten „Marsch für das Leben“ von christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegnern dieser Kriminalisierung von Sitzblockaden entgegentrat;
sie haben nicht gehört ….
… … …
„2020 war ein furchtbares, ein schlimmes Jahr.
Es begann mit Morddrohungen gegen den Pianisten Igor Levit, der heute in Berlin gerade mit dem Internationalen Auschwitz-Komitee ein Konzert veranstaltet hat, es ging weiter mit den antisemitischen und rassistischen Attentaten in Halle und Hanau, unsere Antifa-Gruppen werden drangsaliert, dem Bundesverband der VVN-BdA ist immer noch die Gemeinnützigkeit abgesprochen, maßloser Egoismus, fehlendes Mitgefühl für Menschen in Not, selbst das Zeichen von Solidarität, das Tragen von Mund-Nase-Masken zum Schutze ihrer Mitmenschen wird von manchen als Freiheitsberaubung gewertet.
Die wissen nicht, wovon sie reden!“
Beispiele ihrer Musik:
Mit Coincidence – Shtil, di nakht is oysgeshternt
mit Coincidence – Mir lebn ejbig
mit Microphone Mafia – Zu Ejns, Zwej, Draj
mit Microphone Mafia – Wann Jeiht D’r Himmel Widder Op
mit Microphone Mafia – Bella Ciao
mit Microphone Mafia – Sag Nicht Keinmal
Weiteres:
»Wir sind da!« Esther Bejarano zum Tag der Befreiung am 3. Mai 2021 am Lessing-Denkmal in Hamburg.
Esther Bejarano spricht auf der Auftaktkundgebung der G20 – kritischen Demonstration “Grenzenlose Solidarität statt G20”
Ihr seid keine Sicherheit – Grußworte von Esther Bejarano Gemeinsam gegen Rassismus und Nazis in den Sicherheitsbehörden
Grußwort Esther Bejerano auf dem Rheinmetall Entwaffnen Camp in Unterlüß
NSU Urteil – Rede von Esther Bejarano am 14.07.2018 in Hamburg – kein Schlussstrich
Auschwitz und heute: Ein Interview mit Esther Bejarano mit Sven Wurm vom International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) am 10. Februar 2018 mit Konzertmitschnitten und Mitschnitt von einer Lesung
Interview mit Esther Bejarano im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus in Erlangen
Interview mit Esther Bejarano vom 26.01.2020 im SWR
Appell an die Jugend aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der VVN-BdA von Esther Bejarano und Peter Gingold 15.3.1997
“Nehmt es wahr, nehmt wenigstens ihr es wahr……was von euren Vorfahren meistens verdrängt, auch diskriminiert und verleugnet wurde: Das Bedeutsamste und Kostbarste aus deutscher Geschichte ist und bleibt der antifaschistische Widerstand”
»Alles ist nahtlos weitergegangen …« Gespräch mit Esther Bejarano. Aus: Selber tun, Beilage der jW vom 09.01.2016
»Ihre Stimme wird uns fehlen« Juedische Allgemeine vom 10.07.2021
“Wir sind da” Mit 96 Jahren starb die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano. Zeit online vom 10. Juli 2021
Bücher:
- Antonella Romeo Hrsg.: Erinnerungen. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap-Band gegen Rechts. Laika-Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-944233-04-8.
- Lieder für das Leben. Curio-Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-926534-84-2.
- Man nannte mich Krümel. Curio-Verlag, Hamburg 1989, ISBN 3-926534-82-6.
-
Rolf Becker Hrsg.: Gedichte & Gerichte Laika-Verlag, Hamburg 2018, ISBN 978-3-944233-82-6
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Esther Bejarano, Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem: Esther Bejarano. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden. 3., korr. und erw. Auflage. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-89144-353-8.