21.03. Gedenken an die während des KappPutsches in Hannover Erschossenen

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(Die Beratungen finden weiterhin statt im UJZ Kornstrasse)

Auch das Gedenken an die während des Putsches in Hannover Erschossenen wird stattfinden. Allerdings haben wir uns entschlossen, aufgrund der Lage bezüglich des Corona Virus den Ablauf erheblich zu verändern.

Wir werden also am 21.03. ein stilles Gedenken durchführen, bei dem wir in kleinen Gruppen von ca. 3 Personen nacheinander zu den Gräbern gehen, Blumen hinlegen und still Gedenken. Es wird weder Ansprachen noch Lieder geben.

Die Gedenkfeier in der geplanten Form wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

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„Der Generalstreik zur Niederwerfung des Kapp-Putsches … war der einzige politische Massenstreik, der von der deutschen Arbeiterklasse einheitlich durchgeführt wurde. Es war die gewaltigste politische Massenstreikbewegung, die überhaupt jemals zustande kam.”

Merker, Paul: Sozialdemokratie und Gewerkschaften, Berlin 1949, S. 26

Der am 13. März 1920 unternommene Versuch konservativer und präfaschistischer Kräfte, die Weimarer Republik durch Einsetzen eines autoritären Regimes frühzeitig abzuschaffen, ging als „Kapp-Putsch“ in die Geschichte ein.

Der zur Abwehr des Putsches ausgerufene Generalstreik – der einzige politische Generalstreik in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung – mobilisierte die gesamte Arbeiterschaft und ließ den Putsch binnen zwei Tagen zusammenbrechen.

Im Ruhrgebiet kam es zu einem weiter gehenden Aufstand von enormem Ausmaß, abgesichert durch Arbeiterwehren, der Roten Ruhr Armee, der erst Wochen später durch massiven Einsatz von Reichswehr und Freikorps niedergeschlagen werden konnte. Arbeiter- und Vollzugsräte hatten in den befreiten Gebieten versucht eine sozialistische Ordnung zu etablieren.

Nach dem sog. Bielefelder Abkommen, das die Kapitulation und die Entwaffnung der Roten Ruhr Armee erzwang, kehrten die Reichswehr- und Freikorpstruppen – mit der Zustimmung der vom Generalstreik geretteten SPD-Regierung – in die freigekämpften Gebiete zurück. Das Militär und die Freikorps rächten sich in zahlreichen Massakern für die Niederlagen gegen die Rote Ruhr-Armee. Zudem mussten Zehntausende aus den ehemaligen Kampfgebieten flüchten.

In Hannover fanden sich MSPD, USPD und KPD schon am 13.03. in einem Aktionsausschuss zusammen. Die KPD forderte neben der Bewaffnung der Arbeiterschaft den Sturz der geflohenen Regierung. Die Kapp-Lüttwitz-Putschisten wurden von rechtsradikalen Bürgerwehren und reaktionären Studenten unterstützt. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Arbeiter erschossen wurden.

Am 21.03.vor 100 Jahren zog ein gewaltiger Trauermarsch zum Stöckener Friedhof, wo die in HannoverErmordeten zu Grabe getragen wurden.

Gedenken wir diesem erfolgreiche Widerstand gegen Militarismus und Reaktion durch die Arbeiterschaft – einem der wenigen Höhepunkte in der Geschichte der Arbeiterbewegung und der Linken in Deutschland.

Kommt mit uns zum Stöckener Friedhof am 21. 03. um ihnen unsere Ehre zu erweisen.

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            Hier noch ein Link zu den Hintergründen:

           https://www.deutsche-revolution.de/revolution1918/chronik_1920

      

         

 

 

 

 

Als PDF eine Broschüre der AG Geschichte der FAU Hannover:

                Hannover in der revolutionären Nachkriegskrise.pdf

      

 

 

Bücher u.a.:

Wer immer sich ernsthaft mit der Märzrevolution 1920 beschäftigen möchte, wird an dem gleichnamigen dreibändigen Werk von Erhard Lucas nicht vorbeikommen. (neu herausgegeben von der Buchmacherei) https://diebuchmacherei.de/produkt/maerzrevolution-1920/

Wer erstmal wissen will, worum es sich bei diesem „größten bewaffneten Aufstand in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ k4überhaupt handelt, ist mit dem Artikel, den er 1990 in Schwarzer Faden veröffentlichte, gut bedient. Klaus Theweleit hat seine Männerphantasien (1977) in erheblichem Maße Lucas zu verdanken (ebenfalls gerade neu herausgegeben https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/maennerphantasien.html)
Hier geht’s zum Artikel von Lucas im Schwarzen Faden: http://www.arndtbeck.com/wordpress/2011/02/die-maerzrevolution-von-1920-und-ihre-historische-verarbeitung/

Hörenswert sind die Aufnahmen der Grenzgänger: “Sie spielen Lieder und Texte aus der “größten Aufstandsbewegung, die es in Deutschland seit den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts gegeben hat”, dem nahezu völlig vergessenen Volksaufstand im Frühjahr 1920 im Anschluß an den Kapp-Putsch.
Es werden unbekannte Volkslieder, anarchistische Sprachgewitter, Rap, Balladen, aber auch Stücke von Rio Reiser zu hören sein, der schon vor 25 Jahren an diesem Thema gearbeitet hat (Für das Theaterstück “Märzstürme” schrieb er Lieder wie “Jetzt schlägt`s 13”, “Ich will Rot” und “Frühlingssturm”.) Zu Wort kommen ebenso Erich Mühsam und Tucholsky und andere Querköpfe, deren Texte auch heute noch den Nagel auf den Kopf treffen.”1. 1920 – Lieder der Märzrevolution und 2. Keine Bange Leschinsky

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Neu ist das Buch von Klaus Gietinger “Der Konterrevolutionär Waldemar Pabst – eine deutsche Karriere“. Mit einem Vorwort von Karl Heinz Roth.

Ebenfalls neuer: Die zweite Revolution, von Axel Weipert. Berlin war nicht nur zentraler Ort der Novemberrevolution, sondern auch der wichtigste Schauplatz der »zweiten Revolution« in den Jahren 1919 und 1920. Auf der Basis intensiver Archivstudien zeichnet Axel Weipert ein facettenreiches Bild der Berliner Rätebewegung.„Die Schülerräte, die Räte nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch, die Betriebsrätezentrale und die Rolle der Frauen werden erstmals systematisch untersucht. Ebenso kommen entscheidende Ereignisse detailliert zur Sprache: der Generalstreik im März 1919 und die Kundgebung vor dem Reichstag im Januar 1920, bis heute die blutigste Demonstration der deutschen Geschichte.“

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Die Märzrevolution im Ruhrgebiet ist mehrfach auch in Romanen dargestellt worden. — Auf eigener Anschauung beruht Hans Marchwitzas ,,Sturm auf Essen“ , 1930 als Nummer 1 der ,,Roten 1-Mark-Romane“ erschienen.

Einer der bekanntesten Romane zum Thema ist „Brennende Ruhr“ von Karl Grünberg, erstmals 1927 erschienen. Grünberg, ein Berliner KPD-Schriftsteller, war jedoch kein Augenzeuge.

Von Kurt Kläber, der nach seiner Flucht vor dem Faschismus in der Schweiz das Buch “Die rote Zora und ihre Bande“, schrieb, erschien 1925 „Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen aus den Kämpfen des Ruhrproletariats.“ Kurt Kläber wurde nach dem Krieg Mitglied des Spartakusbundes und der KPD. 1924 heiratete er die Schriftstellerin und Märchenerzählerin Lisa Tetzner. Er arbeitete als Bergmann im Ruhrgebiet, als Autor, Lektor und Redakteur bei diversen Zeitschriften und Verlagen und war Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Um sich zu beschäftigen, half er seiner Frau, die weiter Kinderbücher schrieb, bei ihrer Arbeit. Dabei entstand u.a. sein bekanntestes Buch der er unter dem Pseudonym Kurt Held in der Schweiz veröffentlichte.

Das 1930 erschienene Buch „Ca ira ! Reportage-Roman aus dem Kapp-Putsch“ von Erich Knauf ist mit zahlreichen Abbildungen und Fotos versehen. Knauf schildert seine eigenen Erlebnisse in den bewaffneten Aktionen der Arbeiterklasse. In dem Bericht kritisiert Knauf die SPD-Führer, die die Massen nach der Niederschlagung des Putsches um die Frucht der Kämpfe betrogen, und setzt sich leidenschaftlich mit der gesetzmäßigen Notwendigkeit revolutionären Kampfes auseinander. Knauf war 1928-1933 literarischer Leiter der Büchergilde, wurde 1943 denunziert und im April 1944 im Gefängnis in Brandenburg hingerichtet.