14.03. um 20.00h im Kino im Sprengel: “Tearing Walls Down”

Yıkılacak Duvarlar | Hebun Polat / Serif Çiçek | Türkei / Deutschland 2023 | 50 Min. | OmU

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in 2023 entscheiden über die Zukunft der gesamten Gesellschaft in der Türkei. Die Wirtschaftskrise und die hohe Inflation, die seit mehr als zwei Jahren die Bevölkerung in die Armut drängen, überschatten die Wahlen. Ebenso belasten die Gewalt völkerrechtswidriger Kriege, die staatliche Repression und die Femizide die gesellschaftliche Atmosphäre. Oppositionelle Politiker:innen, die gegen die Politik der Gewalt, Hetze und Repression kämpfen, werden abgesetzt, verfolgt oder eingesperrt.

Die Dokumentation «Tearing Walls Down» (türkisch: «Yıkılacak Duvarlar» nach einem Gedichtband von Figen Yüksekdağ) von Şerif Çiçek und Hebun Polat, die unter anderem von dem Kölner Sozialwissenschaftler und Vorsitzenden des Vereins «Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln» Adil Demirci mitproduziert wurde, behandelt exemplarisch drei Schicksale. Der Film porträtiert das Leben und politische Wirken von Aysel Tuğluk, Figen Yüksekdağ und Gültan Kışanak – drei demokratisch gewählte Politikerinnen der HDP und BDP, die 2016 im Zuge der Repressionswelle nach dem einseitig von der türkischen Regierung mit der kurdischen Bewegung beendeten Friedensprozess inhaftiert wurden– mit Anekdoten von Sibel Yiğitalp. Die exilierte ehemalige Abgeordnete setzt sich bis heute für ihre Freilassung ihrer inhaftierten Weggefährtinnen ein.

Die Dokumentation vermittelt eindrücklich unter welchem Druck und Repression die Opposition in der Türkei steht und dennoch nicht aufgibt.

Die Aktivistin Gültan Kışanak gehört zu den zentralen Akteurinnen der kurdischen Frauenbewegung. Schon in den 80er Jahren, nach dem Militärputsch vom 12. September, wurde sie als 19-Jährige festgenommen und saß für zwei Jahre in einem der für Folter berüchtigten Gefängnisse in Amed. Sie blieb weiterhin politisch aktiv, arbeitete als Journalistin und setze sich für die Menschenrechte ein. Sie wurde Ko-Vorsitzende der BDP und vertrat sie auch im türkischen Parlament. 32 Jahre nach den Erlebnissen im Gefängnis von Amed (tr. Diyarbakır) wurde sie zur Oberbürgermeisterin von Amed gewählt. Seit 2016 sitzt sie im Gefängnis.

Aysel Tuğluk ist Rechtsanwältin und ist die ehemalige Ko-Vorsitzende der DTP. Sie wurde auch 2016 als Abgeordnete der HDP verhaftet und erkrankte im Gefängnis schwer an Demenz. Erst durch den starken öffentlichen Druck wurde Aysel im Oktober 2022 aus der Haft entlassen.

Figen Yüksekdağ war die Ko-Vorsitzende der HDP gemeinsam mit Selahattin Demirtaş. Sie sitzt seit 2016 genauso wie Gültan Kışanak, Selahattin Demirtaş sowie viele weitere Politiker_innen im Gefängnis.

Sibel Yiğitalp war gemeinsam mit den drei Frauen für die HDP im türkischen Parlament. Sie musste wegen einer drohenden Haftstrafe von mindestens 22 Jahren die Türkei verlassen und lebt seitdem im Exil in Berlin. Sie setzt sich aus dem Exil weiterhin für die Freilassung ihre Freund_innen, Mitstreiter_innen und Genoss_innen ein.

Kooperation: Kino Im Sprengel, AZADI, Frauenrat Ronahi, Nav-Dem Hannover, Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Hannover