10 Jahre Kampagne Halim Dener

siehe auch: 10 Jahre Kampagne Halim Dener – gefoltert. geflüchtet. verboten. erschossen. in RHZ 2 2024, Seite 28 – 31: https://rote-hilfe.de/sites/default/files/2024-05/RHZ_2024_2_web.pdf

und die Seite der Kampagne mit weiterem Material: https://halimdener.blackblogs.org/

Hier nun:

1. Demoaufruf: „Kämpfe verbinden!“ zum 30. Todestag

2. Am 29.Juni: Konferenz “Kämpfe verbinden” – Programm der Konferenz „Kämpfe verbinden – Im Gedenken an Halim Dener“

3. Einladung und Anmeldung zur Konferenz

4. Mobi Video 2024: Kämpfe verbinden! – Im Gedenken an Halim Dener zum 30. Todestag

Aufruf zur Beteiligung an der Kampagne Halim Dener
gefoltert. geflüchtet. verboten. erschossen.

(https://halimdener.blackblogs.org/2024/03/08/kampagne-halim-dener/)

Wir schreiben das Jahr 2024 – In vielen Regionen der Welt herrscht Krieg – Gaza, Ukraine, Jemen, Kurdistan – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Regionale und globale Mächte heizen diese Kriege an, ihre Interessen werden genau dort verhandelt, sie liefern die Waffen. Verbrechen und Gewalt gegen Zivilist*innen sind dabei blutiger Alltag, sie kennen viele Gesichter: Folter, Vergewaltigung, Vertreibungen…1000 Gründe zur Flucht.

Wer flieht, trifft auf Zäune, Gräben, Mauern, Gewehrläufe. Wer flieht, ertrinkt, erfriert, verdurstet. Durchgesetzt von den Vereinigten Staaten Amerikas und Europas, die sich mit ihren militärisch hochgerüsteten Grenzregimen zu Festungen gegen den Rest der Welt machen. Den auf Kosten des Rests der Welt erbeutete Reichtum will man nicht teilen – egal ob lokal oder global: Man tritt runter auf die Schwächsten, Armen, Ausgebeuteten.

Wer es dennoch schafft, und die politischen Verhältnisse in Deutschland und weltweit nicht widerstandslos hinnehmen will, macht sich viele Feinde. Man will in diesem Land keine ‚mitgebrachten Konflikte‘, man soll nicht ‚auch noch Ansprüche stellen‘ und für eine andere Welt kämpfen schon gar nicht. Das sei Terrorismus, und so wird es auch verfolgt.

Und wenn es schlecht läuft, fällt das Todesurteil direkt auf der Straße. Ohne Gericht, ohne Verhandlung. Todesursache: Deutsche Polizist*innen. Deren Schießwut ist nicht unglücklichen Umständen oder Überforderung geschuldet, sondern wird seit Jahren trainiert, und die gesetzlichen Hürden dafür immer weiter abgebaut. Dazu kommen die Taten der berüchtigten ‚verwirrten Einzeltäter‘, über die deutsche Behörden lieber nicht zu viel wissen wollen. Die Liste der Namen derjenigen, die in Deutschland durch rassistische Polizeigewalt und rechte Anschläge getötet wurden, füllt Seiten.

Einer von ihnen starb vor 30 Jahren in Hannover. Sein Name ist unvergessen. Er steht für all jene Zumutungen, von denen hier die Rede ist. Denn sie sind seine Geschichte:
HALIM DENER

gefoltert
Anfang der 1990er Jahre kam es zum Aufstand der kurdischen Bevölkerung. Ein Aufstand, der vom türkischen Staat mit Krieg gegen die Zivilbevölkerung beantwortet wurde. 3500 zerstörte und niedergebrannte Dörfer, zerstörte zivile Infrastruktur, mehr als 3 Millionen Zivilist*innen auf der Flucht. Die Waffen für diesen Krieg lieferte Deutschland. Eine Praxis, die erst unterbrochen wurde, als Bilder von deutschen Panzern, mit denen kurdische Aktivist*innen durch die Straßen geschliffen wurden, an die Weltöffentlichkeit gelangten.
Einer von den vielen, deren Heimatdorf niedergebrannt, die in diesem Krieg festgenommen und gefoltert wurden, war der kurdische Jugendliche Halim Dener.

geflüchtet
Und so gehörte Halim Dener zu den mehr als 300.000 Menschen, die seit Ende der 1980er aus Kurdistan nach Deutschland fliehen mussten.
Doch das Land, in das er 1994 floh, war dasselbe Land, das schon Anfang der 1980er Jahre – nach dem Militärputsch – türkische Linke an die Türkei auslieferte. Es war dasselbe Land, in dem es 1992 zu den Pogromen und Anschlägen in Hoyerswerda, Rostock Lichtenhagen und Mölln kam, und dessen Antwort auf diese Eskalation der Gewalt die Einschränkung des Rechtes auf Asyl war.

verboten
Halim Dener floh in ein Land, in dem die Proteste der kurdischen Bevölkerung gegen die Unterdrückung in ihrer Heimat mit einer beispiellosen Hetzkampagne und dem Verbot der PKK und all ihr nahestehenden Organisationen beantwortet wurden. Kurd*innen = PKK = Terrorist*innen war die Gleichung für eine innerstaatliche Feindeserklärung, die damals wie heute gegenüber den Kurd*innen, ihren Vereinen, Strukturen und Aktivist*innen gilt, und die ein Klima von Hass und Angst geschaffen hat.

erschossen
Diesen Anfeindungen und Repressionen zum Trotz setzte sich Halim auch in der BRD für die kurdische Bewegung ein. Er plakatierte schon wenige Wochen nach seiner Flucht in Hannover Poster mit dem Emblem der ERNK, des (damaligen) politischen Arms der PKK.
Dabei wurde Halim am 30. Juni 1994 von SEK-Polizisten in Zivil überrascht und bei der Festnahme in den Rücken geschossen. An eben dieser Schussverletzung starb Halim nur wenig später. Sinnbildlich für die Situation der in Deutschland lebenden Kurd*innen wurde der Schütze nach einem drei Jahre andauernden Prozess freigesprochen.

Berthold Brecht hat einmal geschrieben:
„Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.“

Der Tod Halim Deners zeigt: Auch das Erschießen durch einen deutschen Polizisten gehört dazu.

Wir demonstrieren und protestieren angesichts und gegen die Kriege dieser Welt. Wir beobachten, wie fortschrittliche Bewegungen weltweit unterdrückt und bekämpft werden, und wir stellen uns in internationaler Solidarität an ihre Seite. Wir sind nicht bereit, die Abschottungspolitik der Regierenden an den Außengrenzen hinzunehmen. Wir lehnen uns auf gegen die Repression und die Aushöhlung der Grundrechte. Wir sind traurig, zornig, wütend angesichts von rassistischer Polizeigewalt und rechtem Terror. Wir nehmen die Verbotspolitik nicht mehr hin.
Lasst uns überall dort, wo wir dies tun, Halim Dener und seine Geschichte lebendig werden lassen:
In unseren Aufrufen, Flugblättern und Reden. In unseren Liedern und Transparenten. In unseren Kämpfen und politischen Arbeiten.

Lasst uns zusammenkommen am 06.07.2024 in Hannover – zur großen Demonstration zum 30. Todestag von Halim Dener. Lasst uns unsere KÄMPFE VERBINDEN und zeigen, dass die antirassistischen und internationalistischen Antworten auf die Krisen dieser Welt lebendig sind.

Kampagne HALIM DENER – KÄMPFE VERBINDEN im Februar 2024

Zur Demonstration am 6.07.24 rufen unter Anderem auf:

Föderation der Gemeinschaften aus Kurdistan in Norddeutschland – FED-DEM
Rote Hilfe e.V.
Interventionistische Linke
Gemeinsam Kämpfen Hannover
Internationalistische Jugendkommune
Flüchtlingsrat Niedersachsen
Linksjugend [’solid]
Linksjugend [’solid] Niedersachsen
Fridays for Future Hannover
Migrattack
FemMigra
Ventana al Sur
Feministischer Rat Hannover
Defend Kurdistan
Rheinmetall entwaffnen
Ende Gelände Hannover
Solikreis Bilel
Freund*innen der kurdischen Freiheitsbewegung Braunschweig
„die anticapitalistas“ das rote songduo aus der wesermarsch
Women Defend Rojava Deutschland
Grüne Jugend Niedersachsen
Autonomes Feministisches Kollektiv Hannover
VVN/BdA Hannover
Gruppe RoterMorgen, Hannover
falken Hannover
Seebrücke Hannover
Rechtshilfefonds Azadî e.V.
Refugee Law Clinic Hannover e.V.
Solinet Hannover

Am 29.Juni: Konferenz “Kämpfe verbinden”

Programm der Konferenz „Kämpfe verbinden – Im Gedenken an Halim Dener“

übernommen von : https://halimdener.blackblogs.org

Wir freuen uns, euch das vorläufige Programm der Konferenz „Kämpfe verbinden – Im Gedenken an Halim Dener“ vorstellen zu können. Anmeldungen zur Teilnahme sind weiterhin möglich. Die Anmeldefrist wurde bis zum 26.06.2024 verlängert.

Zudem besteht die Möglichkeit, mit einem Infotisch an der Konferenz teilzunehmen. Bitte meldet euch hierfür ebenfalls bis zur Anmeldefrist an. Eine ganztägige Kinderbetreuung wird bereitgestellt. Gebt bei der Anmeldung bitte die Anzahl und das Alter der Kinder an, damit wir entsprechend planen können.

Ablauf / Programm

  • Einlass ab 10:00 Uhr.
  • 10:00 – 11:00 Uhr : Pressekonferenz
    • Gespräch mit der Presse u.a. mit:Kampagne Halim Dener
    • Flüchtlingsrat NDS
    • MAF-DAD – Verein für Demokratie und internationales Recht
  • 10:30 – 11:00 Uhr: Begrüßung, Eröffnung
  • 11:00 – 12:00 Uhr: aktuelle politische Lage mit Tim Krüger
    Tim Krüger ist Aktivist und freier Journalist. er berichtet seit 2015 über die Konflikte und Auseinandersetzungen in Kurdistan und der Region und recherchierte zwischen 2018 und 2021 im Nordirak und in Nordsyrien über den laufenden revolutionären Prozess und gesellschaftlichen Wandel.
  • 12:00 – 13:30 Uhr: Erste Diskussionsrunde. Themen und Arbeitsgruppen:
    • Gefoltert: Rheinmetall Entwaffnen
    • Geflüchtet: Flüchtlingsrat NDS
    • Verboten: Rechtshilfefonds AZADÎ e.V.
    • Erschossen: Solikreis Bilel
  • 13:30- 14:30 Uhr: Mittagspause inkl. Mittagessen
  • 14:30 – 16:00 Uhr: Zweite Diskussionsrunde (Mit der Möglichkeit, die Gruppe zu wechseln). Themen und Arbeitsgruppen:
    • Gefoltert: Rheinmetall Entwaffnen
    • Geflüchtet: Flüchtlingsrat NDS
    • Verboten: Rechtshilfefonds AZADÎ e.V.
    • Erschossen: Solikreis Bilel
  • 16:00 – 17:50 Uhr: Rücktrag, Diskussion und gemeinsame Planung
  • 17:50 – 18:00 Uhr Abschlussrede und Ende

Ort der Konferenz

Kulturzentrum Pavillon
Lister Meile 4
30161 Hannover

Wir freuen uns auf eure Teilnahme und einen produktiven Austausch!

Einladung und Anmeldung zur Konferenz – Kämpfe Verbinden zum 30. Todestag

Liebe Freund*innen,

Im Sommer 2024 jährt sich der Todestag von Halim Dener zum 30. Mal. Der damals 16 Jährige kurdische Jugendliche wurde am 30. Juni 1994 von einem deutschen Polizisten erschossen. Aus diesem Anlass wollen wir als Kampagne „Halim Dener. Gefoltert. Geflüchtet. Verboten. Erschossen.“ zu der Konferenz am 29. Juni 2024 unter dem Motto „Kämpfe verbinden! In Gedenken an Halim Dener“ einladen.

Der Untertitel unserer Kampagne „Gefoltert. Geflüchtet. Verboten. Erschossen“ bezieht sich auf die verschiedenen Kämpfe, die Halim mit seinem Leben verbunden hat:

gefoltert
Anfang der 1990er Jahre kam es zum Aufstand der kurdischen Bevölkerung. Ein Aufstand, der vom türkischen Staat mit Krieg gegen die Zivilbevölkerung beantwortet wurde. 3500 zerstörte und niedergebrannte Dörfer, zerstörte zivile Infrastruktur, mehr als 3 Millionen Zivilist*innen auf der Flucht. Die Waffen für diesen Krieg lieferte Deutschland. Eine Praxis, die erst unterbrochen wurde, als Bilder von deutschen Panzern, mit denen kurdische Aktivist*innen durch die Straßen geschliffen wurden, an die Weltöffentlichkeit gelangten.
Einer von den vielen, deren Heimatdorf niedergebrannt, die in diesem Krieg festgenommen und gefoltert wurden, war der kurdische Jugendliche Halim Dener.

geflüchtet
Und so gehörte Halim Dener zu den mehr als 300.000 Menschen, die seit Ende der 1980er aus Kurdistan nach Deutschland fliehen mussten.
Doch das Land, in das er 1994 floh, war dasselbe Land, das schon Anfang der 1980er Jahre – nach dem Militärputsch – türkische Linke an die Türkei auslieferte. Es war dasselbe Land, in dem es 1992 zu den Pogromen und Anschlägen in Hoyerswerda, Rostock Lichtenhagen und Mölln kam, und dessen Antwort auf diese Eskalation der Gewalt die Einschränkung des Rechtes auf Asyl war.

verboten
Halim Dener floh in ein Land, in dem die Proteste der kurdischen Bevölkerung gegen die Unterdrückung in ihrer Heimat mit einer beispiellosen Hetzkampagne und dem Verbot der PKK und all ihr nahestehenden Organisationen beantwortet wurden. Kurd*innen = PKK = Terrorist*innen war die Gleichung für eine innerstaatliche Feindeserklärung, die damals wie heute gegenüber den Kurd*innen, ihren Vereinen, Strukturen und Aktivist*innen gilt, und die ein Klima von Hass und Angst geschaffen hat.

erschossen
Diesen Anfeindungen und Repressionen zum Trotz setzte sich Halim auch in der BRD für die kurdische Bewegung ein. Er plakatierte schon wenige Wochen nach seiner Flucht in Hannover Poster mit dem Emblem der ERNK, des (damaligen) politischen Arms der PKK.
Dabei wurde Halim am 30. Juni 1994 von SEK-Polizisten in Zivil überrascht und bei der Festnahme in den Rücken geschossen. An eben dieser Schussverletzung starb Halim nur wenig später. Sinnbildlich für die Situation der in Deutschland lebenden Kurd*innen wurde der Schütze nach einem drei Jahre andauernden Prozess freigesprochen.

Halim Dener repräsentiert in seiner Person viele verschiedene Kämpfe, die hier in der BRD und auf der Welt geführt werden – der Kurdistan-Konflikt, die Frage von Krieg und Flucht, Repression linker Ideen und Organisationen sowie Polizeigewalt.
Wir sehen die viele Gruppen, Initiativen und einzel Personen, die eine Veränderung wollen und an so wichtigen politischen Prozessen und Arbeiten beteiligt sind. Wir sehen zum Beispiel Feministische Gruppen die gegen Feminizide auf die Straße gehen, Ökologische Gruppen die sich ganz klar gegen die Zerstörung der Natur stellen, Gruppen die gegen die Militarisierung und für den Frieden stehen und wir sehen Zusammenhänge zwischen all diesen. Lasst uns Zusammenkommen, voneinander und miteinander lernen, gemeinsame Perspektiven diskutieren, über Gemeinsamkeiten näher zusammenrücken und ganz praktisch unsere KÄMPFE VERBINDEN!

Wir würden uns freuen, wenn auch ihr als Gruppe / Initiative / Organisation zu unserer Konferenz kommt. Die Konferenz findet am Samstag, 29.06.2024 von 10 – 18 Uhr im kleinen Saal des Pavillon (Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, 30161 Hannover) statt.
Auch freuen wir uns auf eure Teilnahme an der Demonstration am 06. Juli 2024. Auftakt am Steintor ist um 13 Uhr. Natürlich freuen wir uns darauf, euch an beide Ereignissen zu treffen!!!

Anmeldung

Bitte meldet euch für die ganztägige Konferenz (10 bis 18 Uhr) über folgende E-Mailadresse mit Anzahl der Teilnehmenden aus eurer Gruppe an, damit wir entsprechend planen können. E-Mailadresse: halim.dener@riseup.net

Bitte leitet diese Einladung gerne an Interessierende weiter.

Kampagne Halim Dener
halim.dener [at] riseup.net
Blog der Kampagne Halim Dener

@kampagne_halim_dener